In vielen europäischen Ländern war es Frauen erst ab Beginn des 20. Jahrhunderts erlaubt, zu studieren. Eine Ausnahme und Vorreiterrolle bildete die Schweiz, wo Frauen schon ab dem späteren 19. Jahrhundert an Universitäten zugelassen waren.

Dass sich vor gut 150 Jahren gerade die Schweiz in Sachen Frauenrechte progressiv zeigte, würde man gar nicht denken. Doch bereits ab den 1860er und 1870er Jahren konnten Schweizer Frauen in Städten wie Zürich, Genf, Lausanne, Bern und Neuenburg studieren. Im konservativen Basel war dies jedoch erst später möglich.

Eine der ersten Frauen, die an der Universität Zürich ihre Promotion in Me-dizin absolviert hatte, war Nadeschda Suslowa (1843-1918). Sie war aus-serdem die erste promovierte russische Ärztin. Suslowa hörte sich bereits in Russland medizinische Vorlesungen an, da sie das Elend in ihrem Hei-matland beenden wollte. Schon bald aber verbot Zar Alexander II. Frauen die Teilnahme an Vorlesungen. Daraufhin folgte die angehende Ärztin Suslowa einer Freundin nach Zürich, wo sie blieb und schliesslich ihre Doktorwürde erlangte (zs-online.ch). Später heiratete sie den Schweizer Augenarzt Friedrich Erismann und zog mit ihm zurück nach Russland. Im Jahre 1869 promovierte auch die erste Schweizerin in Medizin. Die Aargauer Pfarrerstochter Marie Vögtlin (1845-1916) war ausserdem Mitgründerin des ersten Schweizer Frauenspitals.

Überdurchschnittlich viele Frauen an Pädagogischen Hochschulen

Heutzutage hat sich die Situation an Schweizer Hochschulen stark verändert. Laut dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) sind Frauen beim Bachelorstudium an Fachhochschulen mit 48 Prozent gegenüber Männern leicht untervertreten, an universitären Hochschulen mit einem Anteil von 52 Prozent jedoch leicht übervertreten. Eine starke Mehrheit bilden sie jedoch an Pädagogischen Hochschulen, dort sind Frauen mit 80 Prozent vertreten. Auch bei der Wahl gewisser Studienfächer dominiert der Frauenanteil seit einigen Jahren. So befinden sich typische „Frauenfächer“ vor allem im gesundheitswissenschaftlichen und sprachwissenschaftlichen Sektor.

Grosse Diskrepanz beim Doktorstudium

Anders sieht dies beim Übergang zum Doktoratsstudium aus, hier sind nach wie vor Männer stärker vertreten als Frauen. „Am stärksten ausprägt sind Frauen beim Übergang ins Doktoratsstudium: In fast allen Fachbereichen tun Männer diesen Schritt häufiger als Frauen […]“, berichtet das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI). Im Jahr 2015 lag der Anteil der Doktorandinnen daher bei 41 Prozent. Auch würden Frauen im Vergleich zu Männern ihre Dissertationen weniger häufig abschliessen.

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