Manchmal kann das liebe Leben ziemlich ironisch sein. Wenn man zum Beispiel fünf Jahre lang hart arbeitet und einen Master in Marketing macht, nur um dann doch Musiker zu werden. Oder gar andersrum: Wenn man fünf Jahre lang Musik studiert, nur um dann doch ein Leben lang im Marketing zu arbeiten. Wieso das? Ganz einfach! Man hat sich das Ganze irgendwie anders vorgestellt.
Bei mir fing dieses Phänomen ja schon vor dem Berufsleben an. Denn das Studium hatte ich mir irgendwie spassiger ausgemalt, als es dann war. Erwartet hatte ich „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“. Stattdessen bekam ich eher „Langeweile, Pleitesein & Pasta im Überschuss“. Yay! War ich vielleicht einfach zu naiv? Lest weiter und lasst mich wissen: Geht’s euch vielleicht ebenso?
«Und oh, bevor ich’s vergesse: Dauerpleite war ich auch noch.»
Hach, wie hatte ich mich damals gefreut aufs Studium. Endlich raus aus dem Dorf und rein in die Stadt. Dahin, wo die schönen Männer sind. Ja, auch das wilde Single-Leben hatte ich mir bereits ausgemalt. Meinen durchtrainierten Studi-Body – weil Uni-Sport – ebenso. Dann noch top Noten obendrauf. Ein Studentenleben wie im Film eben.
Heute kann ich darüber lachen. Denn die Realität sah – zumindest für mich – ziemlich anders aus. Eher so à la: Die Stadt überforderte. Die Männer waren Schweine. Das wilde Single-Leben existierte nicht (weil, man lerne: Männer sind Schweine). Der hohe Teigwarenverzehr gepaart mit der Devise „Sport ist Mord“ schien eher schädlich für die Figur. Für die guten Noten musste so richtig gebüffelt werden. Und oh, bevor ich’s vergesse: Dauerpleite war ich auch noch.
Das liebe Studentenleben… Man steht morgens auf, bewegt seinen müden Hintern in Richtung Uni und sitzt dann fast den ganzen Tag im Vorlesungssaal. Das Tageslicht sieht man von diesem aus natürlich höchst selten. Bunkerstimmung soll aber auch wirklich helfen mit der lieben Konzentration.
«Erfüllte Erwartungen sind nicht immer das, was wir brauchen.»
Irgendwann gibt’s dann den wohlverdienten Feierabend. Mit „feiern“ hat der aber wenig zu tun. Denn kaum kommt man schläfrig zuhause an, fängt die Arbeit erst richtig an. Präsentationen wollen vorbereitet und Seminar-Arbeiten geschrieben werden. Für Prüfungen soll gelernt werden und und und. Wenn man tatsächlich mal nichts von alledem aufhat, wartet in 90 % der Fälle garantiert noch eine unverständlich grosse Ladung Dreckwäsche auf einen. (Ehrlich jetzt, so viel Kleidung hab ich unmöglich in nur einer Woche getragen?!)
Und wie bewältigt man diese stressige Realität voller Wäscheberge, Schweine und der Familienpackung Penne? Ja, Alkohol kann helfen. Oder aber die Erkenntnis, dass erfüllte Erwartungen nicht immer das sind, was wir brauchen. Unerfüllte hingegen haben den grössten Lerneffekt:
Dank meiner unerfüllten Erwartungen während des Studiums kann ich nun zwischen den Schweinen, Nicht-Schweinen, Semi-Schweinen und den realen Schweinen (gut, die realen hab ich immer schon erkannt, weil rosa) unterscheiden. Ich habe nicht nur einen Bachelor in Anglistik und Geschichte und einen Master in Journalismus, sondern bin auch das Multitasking (Lernen, Pasta kochen, Wäschewaschen und und und) gelehrt worden. Und so ganz nebenbei habe ich gelernt, dass mir der Sport anscheinend Wurst ist (mmmmh, Wurst!). Das ist doch immerhin etwas.