Du hast dich entschieden: Nächstes Semester gehts ab ins Ausland! Doch mit dem Vergnügen kommen auch Herausforderungen auf dich zu. Welche Stolpersteine dir begegnen können, erfährst du hier.
Du kannst es kaum erwarten, dich ins Abenteuer im Ausland zu stürzen, hast deinen Freunden und deiner Familie schon begeistert davon erzählt und die Reiseplanung ist in vollem Gange. Doch Ratgeber, Bekannte sowie Internetbeiträge fokussieren meist nur auf die glänzenden Möglichkeiten, nicht jedoch auf die Schattenseiten eines Austauschsemesters. Wir zeigen dir, wie du Kommunikationsschwierigkeiten, Selbstverantwortung und Einsamkeit meistern kannst und zuletzt auch wieder den Anschluss bei dir zu Hause findest.
Sprach- und Kulturbarrieren
Die Sprachbarriere ist wohl am offensichtlichsten: Vielleicht hast du bereits Vorkenntnisse in der Landessprache oder eine Sprachschule besucht – vielleicht planst du, dich mit einem «Top 100 Wörter der Sprache X» durchdurchzuschlagen. Doch der alltägliche und rasante Slang, von dem deine zukünftigen Mitstudierenden Gebrauch machen, kann oft überfordern. Einige gute Seelen werden daraufhin mit dir auf Englisch oder sogar auf Deutsch kommunizieren, jedoch schweift in Gruppendiskussionen die Sprache dann doch oft wieder zurück zum Einheimischen. Fazit: Man kann sich schnell ausgegrenzt fühlen.
Viel subtiler sind oft die kulturellen Unterschiede. Dafür brauchst du nicht einmal nach Lateinamerika oder Asien zu gehen – schon innerhalb Europas können Missverständnisse entstehen. So könntest du beispielsweise in England das höfliche «drop by anytime» zu wörtlich nehmen oder in Spanien als Einzige um Punkt 19:00 Uhr an einer Party auftauchen. Viele erzählen auch vom Kulturschock – ein Anpassungsprozess an eine fremde Kultur, in dem man sogar beginnt, eigene Wertvorstellungen infrage zu stellen. Doch sowohl bei sprachlichen als auch kulturellen Schwierigkeiten wird deine Einstellung viel zur Lösung beitragen. Bleibe am besten offen, locker und geduldig. So können Versehen und Unhöflichkeiten einfacher und humorvoller verzeiht werden.
Selbstständigkeit als ein Muss
Vor und nach dem Antreffen im Gastland müssen diverse praktische Angelegenheit arrangiert werden. Dazu zählen unter anderem die Unterkunft, finanzielle Angelegenheiten wie Reisekosten oder Bankkonten, Aufenthaltsbewilligung, Versicherungen, SIM Karte im Ausland sowie die Absprache mit deiner Hochschule bezüglich Prüfungen und Kreditpunkte-Anrechnung. Bedenke unbedingt auch versteckte Kosten wie zum Beispiel überdurchschnittliche Gebühren beim Bankomaten-Geldbezug im Ausland.
Auch wenn du zu Hause schon einiges an Unabhängigkeit erreicht hast, ausgezogen bist oder arbeitest, in einem fremden Land wird von dir ein anderes Mass and Selbständigkeit gefordert werden. Du bist auf dich allein gestellt – wenn etwas schiefläuft, dann ist dein Talent für Krisenmanagement gefragt. So wird, ob man es möchte oder nicht, die Komfortzone stark ausgeweitet. Unterschätze aber auch nicht die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gutgesinnter Fremden, denn sie werden dir in manch einer brenzligen Situation zur Seite stehen.
Soziale Schmerzen
Die Aussicht auf interessante Begegnungen und die Möglichkeit, den eigenen Freundeskreis auszuweiten, ist oft einer der Hauptgründe, ein Austauschsemester in Erwägung zu ziehen. Jedoch ist es besonders anfangs schwierig, gute Kontakte zu knüpfen. Dabei muss bedenkt werden, dass du dich nur temporär im Gastland aufhältst und viele Einheimische sich nicht in der Rolle deiner persönlichen Tourguides berufen sehen. Oftmals ist es daher einfacher, sich mit anderen Austauschstudierenden anzufreunden. Doch auch diese Kontakte können manchmal nur oberflächlich oder zweckbedingt bleiben. Es wird Zeiten geben, in denen dir dein soziales Netz von zu Hause besonders schmerzhaft fehlen wird. Doch wenn du dich interessiert auf Menschen, ihre Kultur und persönlichen Geschichten einlässt, wirst du mit kostbaren neuen Freundschaften beschenkt werden.
Nach Hause kommen
Oft ist das Schwierigste am Austauschsemester nicht die Zeit im Ausland, sondern das Zurückkommen. Du hast deine Horizonte erweitern, neue Ideen sammeln und ein bereicherndes Abenteuer erleben dürfen. Dabei bist du ein vielseitigerer und weltoffener Mensch geworden. Doch deine Freunde zu Hause bringen womöglich wenig Verständnis für deine neuen Lebensansichten auf. Auch für sie ist die Zeit nicht stillgestanden und manchmal entdeckt man leider, dass man sich auseinandergelebt hat. Weiter wird dir der Alltagstrott daheim zuerst öde oder gar fremd erscheinen. Der «umgekehrte Kulturschock» ist ein sehr reelles und desorientierendes Phänomen, welches selten vor der Abreise beachtet wird. Doch auch für das traute Heim bedarf es wieder einer gewissen Anpassungszeit und der Realisation, dass die Schweiz ebenfalls ziemlich abenteuerlich sein kann.
Auch wenn Austauschsemester sehr herausfordernd sein können, verschlägt es trotzdem jedes Jahr mutige, unternehmenslustige Studierende wie dich ins Ausland. Es ist jedoch wichtig, über Schwierigkeiten wie Sprach- und Kulturunterschiede, benötigte Eigenverantwortung, anfängliche Einsamkeit und Wiedereingliederungsprobleme informiert zu sein. So wird diese Zeit auch für dich zu einer der besten und wertvollsten deines Lebens!