Seit Beginn der 1990er gibt es die Berufsmaturität. Von rund 6’000 Personen, die im Jahr 1999 ein Berufsmaturitätszeugnis erhalten haben, ist die Zahl mittlerweile auf über 14’000 Personen gestiegen. Falls auch du dir gerade überlegst, die Berufsmaturität zu absolvieren, wird dir dieser Artikel bei deiner Entscheidung helfen.

Vermutlich weisst du bereits, was die Berufsmaturität – kurz BM genannt – ist, trotzdem möchte ich dir diese Option der Berufsbildung der Vollständigkeit halber nochmals kurz erklären: Die Berufsmatura ist eine Ergänzung zu deiner beruflichen Grundbildung – also deiner Berufslehre. Hast du sie erfolgreich bestanden, öffnen sich für dich die Türen zu den Fachhochschulen (FH). Angeboten werden folgende fünf verschiedene Ausrichtungen:

  1. Technik, Architektur, Life Sciences
  2. Natur, Landschaft und Lebensmittel
  3. Wirtschaft und Dienstleistungen
  4. Gestaltung und Kunst
  5. Gesundheit und Soziales

Im Normalfall absolvierst du die Berufsmaturität in derjenigen Ausrichtung, die dem Feld deiner Grundbildung, also der Berufslehre, am nächsten liegt.

Lohnt sich die Berufsmaturität nach der Lehre für mich?

Wie bereits angetönt, ermöglicht dir ein Berufsmaturitätszeugnis den Zugang an eine FH deiner Wahl. Es kann allerdings sein, dass du vor Antritt dieser Stufe der Berufsbildung noch weitere Aufnahmebedingungen erfüllen musst, wie beispielsweise ein Praktikum oder einen Ergänzungsprüfung. Weiter besteht durch eine danach angefügte Passerelle die Möglichkeit, eine Universität oder eine Pädagogische Hochschule (PH) zu besuchen.

Bevor du dich also für oder gegen die Berufsmatura entscheidest, solltest du dir gut überlegen, wie deine Pläne für die Zukunft aussehen. Steht für dich fest, dass du zu einem späteren Zeitpunkt an einer Hochschule studieren möchtest, ist die Berufsmatura für dich praktisch unumgänglich. Nur in wenigen Fällen nehmen Fachhochschulen Studierende auf Grund anderer beruflichen Vorbildungen und prüfungsfrei auf. Vielleicht steht für dich aber noch in den Sternen, was du nach deiner Lehre machen willst? Dann empfiehlt es sich, den Mehraufwand gegenüber dem Nutzen abzuschätzen. Grundsätzlich kann es nie schaden, einen weiteren Abschluss in der Tasche zu haben, allerdings sollte der zusätzliche Aufwand nicht unterschätzt werden.

Viele Wege führen zur Berufsmatura

Steht für dich bereits fest, dass du das Berufsmaturzeugnis gerne in den Händen halten willst, musst du dich nun für den passenden Weg entscheiden. Solltest du deine Lehre noch vor dir haben, steht dir die lehrbegleitende Variante (auch BM1 genannt) offen. Bei diesem Bildungsgang besuchst du während deiner ganzen Ausbildung neben der Berufsfachschule auch eine Berufsmaturitätsschule. Insgesamt gehst du rund einen Tag mehr pro Woche zur Schule. Wichtig ist, dass du bei diesem Bildungsgang der BM beachtest, dass du das Einverständnis deines Lehrbetriebes brauchst, da dich dieser einige Stunden mehr als normalerweise entbehren muss.

Hast du deine Lehre bereits erfolgreich abgeschlossen, oder möchtest du die Berufsmatura nicht während, sondern nach der Ausbildung erarbeiten, stehen dir zwei weitere Möglichkeiten offen. Entweder eignest du dir das notwendige Wissen innerhalb eines Jahres (Vollzeit) oder innerhalb von drei bis fünf Semestern (Teilzeit) an einer Berufsmaturitätsschule an (BM2). Oder du entscheidest dich dazu, dir alles im Selbststudium zu erarbeiten und absolvierst schlussendlich nur noch die Eidgenössische Berufsmaturitätsprüfung (EBMP). Bei der letzten Variante der BM gilt es zu beachten, dass die Berufsmaturitätsprüfungen nur in den folgenden Ausrichtungen abgelegt werden kann: Technik, Architektur, Life Sciences; Wirtschaft und Dienstleistungen; Gesundheit und Soziales.

Zulassungsbedingungen

Die Aufnahmebedingungen sind je nach Variante unterschiedlich. Für die BM1 und BM2 muss im Vornherein eine Aufnahmeprüfung bei der jeweiligen Berufsmaturitätsschule bestanden werden. Eine Ausnahme bildet hier der Kanton Aargau, bei dem du als Bezirksschüler mit einem gewissen Notendurchschnitt auch prüfungslos aufgenommen wirst. Für die BM2 musst du zusätzlich ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) vorweisen können. Beim direkten Ablegen der Berufsmaturitätsprüfungen ist keine Aufnahmeprüfung erforderlich, es reicht hier das Fähigkeitszeugnis. Übrigens gibt es für die letzte Variante keine Zeitvorgabe, innerhalb der du die Berufsmaturitätsprüfungen absolviert haben musst.

Welche Variante ist die richtige für mich?

Wie das meistens so ist, haben auch hier alle Varianten ihre Vor- und Nachteile. Der grosse Pluspunkt der BM1 ist der Zeitgewinn von einem Jahr, da man nach dem EFZ auf direktem Wege an eine FH wechseln kann. Ausserdem bringt der Berufsmaturitätsunterricht noch mehr Abwechslung in deinen Alltag. Trotzdem solltest du dich auf einen grösseren Arbeitsaufwand einstellen. Die BM1 richtet sich an schulisch leistungsstarke Lernende und oftmals wirst du deutlich mehr Prüfungen schreiben – und somit mehr Zeit mit Lernen verbringen – als die Kolleginnen und Kollegen, die sich gegen die BM1 entschieden haben. Bei der BM2 und dem Selbststudium geniesst du eine etwas entspanntere Zeit während der Lehre und kannst du dich voll und ganz auf den Arbeitsalltag und die Berufsschule konzentrieren. Dafür musst du aber später vollen Einsatz zeigen.

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