«Keiner macht alles richtig, auch der CEO nicht»

Oft haben wir das Gefühl, dass ein CEO alles im Griff hat und immer alles richtig macht – dem ist aber nicht so. Antonin Guez ist der CEO von ENGIE, führender Anbieter und Spezialist für Energy Services, Facility Management und Gebäudetechnik in der Schweiz. Im Interview spricht er über das, was er jungen Menschen rät, die eine ähnliche Position erreichen möchten.

Welche Herausforderungen bringt Ihre Position mit sich?

Es ist spannend, das Tagesgeschäft und die Zukunftsvision eines Unternehmens in Einklang zu bringen und so die wirtschaftlichen Aspekte und den langfristigen Wandel zu harmonisieren. Dafür braucht es aber ein starkes Team, eine einzelne Person kann die Vielfältigkeit der Herausforderungen kaum allein meistern.

Wie ist Ihr persönlicher Führungsstil?

Es gibt keinen pauschalen Führungsstil, man muss sich jeder Person anpassen, um das Beste herauszuholen. Ich versuche, meine Mitarbeitenden so zu befähigen, dass sie in ihrem Aufgabenbereich Verantwortung übernehmen können. Vertrauen und Delegation gehören zu meinen Kernprinzipen. Ich selbst bin sehr sachlich und faktenorientiert. Dank meinen früheren Erfahrungen habe ich aber gelernt, auch meine Intuition vermehrt zu nutzen.

Auf welche Werte und Eigenschaften achten Sie bei Ihren Mitarbeitenden?

Die zwei wichtigsten Werte sind Kundenorientierung (intern und extern) und Unternehmertum. Sie sind in unserem Metier zentral. Ich setze daher auf engagierte Mitarbeitende, die mit ihrer Motivation und Offenheit neue Impulse geben, damit wir das Unternehmen gemeinsam weiterbringen.

Welche Ziele möchten Sie mit Ihrem Unternehmen noch erreichen?

Eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit ist es, unsere Gesellschaft nachhaltiger zu gestalten. Hier möchten wir ansetzen: Unser Ziel ist es, die Umweltbelastung zu reduzieren. Mit unseren Dienstleistungen unterstützen wir Kunden dabei, den Energieverbrauch ihrer Anlagen zu senken, deren Energieeffizienz zu verbessern und zeitgleich den Wert der Immobilien zu erhalten. Es ist eine sehr umfangreichere Wende, aber wir haben vor, konsequent dazu beizutragen.

Inwieweit war ENGIE von der Corona Krise betroffen? Konnten Sie aus dieser Zeit auch etwas mitnehmen/ lernen?

Leider mussten auch wir bei ENGIE ein paar wenige Covid-19-Fälle melden. Zudem waren wir in einigen Regionen von der Schliessung von Baustellen und Standorten (z.B. Genfer Flughafen) betroffen. Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass wir die Krise als Unternehmen gut gemeistert haben. Krisen zeigen die Stärke einer Organisation. Wir haben schnelle Reaktionszeit, hohe Agilität und Engagement bewiesen, sei es in der Beschaffung von Material zum Schutz der Mitarbeitenden als auch in der Kommunikation und Information.

Was machen Sie nach einem stressigen Arbeitstag?

Am besten kein Fernsehen, kein Tablet oder Handy. Vielleicht rufe ich auf dem Weg nach Hause noch jemanden an, danach geniesse ich aber die Zeit mit meiner Familie. Wenn es nicht zu spät wird, treibe ich Sport oder sitze einfach entspannt auf dem Sofa und geniesse die Ruhe.

Wie sieht Ihr Bildungsweg aus?

Ich habe in Frankreich ein Ingenieurstudium absolviert und danach meine Ausbildung mit einem Master of Science in den USA vervollständigt. Ein paar Jahre später habe ich noch einen MBA absolviert. Neben dem Lernen von Sachthemen habe ich aber auch von den unterschiedlichen Kulturen und Studenten viel mitgenommen.

Werden junge Menschen genügend auf die Berufswelt vorbereitet?

In der Schweiz haben Jugendliche sehr breite Möglichkeiten, sowohl für die Grundausbildung wie auch für die Weiterbildung. Es ist dabei aber wichtig, flexibel zu bleiben, auch geografisch, denn das ergibt zusätzliche Opportunitäten. Als zertifizierter Toplehrbetrieb setzen wir uns auch bei ENGIE für eine erfolgreiche Nachwuchsförderung ein.

Wie kritikfähig müssen Sie in Ihrer Position sein?

Keiner macht alles richtig, auch der CEO nicht. Kritik ist wichtig, denn man lernt immer daraus und kann zugleich überprüfen, dass das Selbst- und Fremdbild übereinstimmen. Kritik muss allerdings immer konstruktiv bleiben. Ein CEO hat viele Stakeholder: Kunden, Mitarbeiter, Aktionäre, Behörden usw. Sie geben alle Feedbacks, sei es explizit oder implizit. Dieses Feedback muss man nutzen, um sich und das Unternehmen weiterzuentwickeln und nicht stehen zu bleiben.

Haben Sie ein Erfolgsrezept für junge Menschen, die eine CEO-Position anstreben?

CEO werden sollte kein Ziel sein. Wenn es eins ist, dann glaube ich fest daran, dass man scheitern wird. Das Ziel ist eher, etwas erreichen zu wollen, etwas zu bewegen – für sich selbst, aber vor allem auch für und mit anderen Personen. Ich zum Beispiel möchte persönlich etwas für die CO2-Wende tun und engagiere mich deshalb stark dafür. Konkret heisst es: neugierig bleiben, kontinuierlich lernen, Risiken auf sich nehmen und sich weiterentwickeln.

Wenn Sie einmal bei einer berühmten Person in den Unterricht sitzen könnten, wer wäre es und wieso inspiriert Sie diese Person?

Ein Top-Fussball-Manager. Mich würde interessieren, wie er es schafft, mit dem hohen Druck, der auf ihm lastet, alle Stakeholder zusammenzubringen und das Maximum aus seinem Team herauszuholen.

Über ENGIE Schweiz






ENGIE Schweiz steht für intelligente Lösungen rund um das Gebäude und einen nachhaltigen Umgang mit Energie. Die individuellen, qualitativ hochwertigen Dienstleistungen ermöglichen es Kunden, ihre Energieeffizienz zu verbessern und zeitgleich den Wert ihrer Immobilien und Anlagen zu erhalten. Das Unternehmen gehört zum gleichnamigen internationalen Konzern. Er ist einer der weltweit grössten Energieproduzenten und -dienstleister mit etwa 160’000 Mitarbeitenden in rund 70 Ländern. Die Gruppe mit Sitz in Paris engagiert sich dafür, ihre Kunden mit Energie zu versorgen, den Klimawandel zu bekämpfen und die natürlichen Ressourcen effizient zu nutzen.

Bilder: ENGIE Schweiz