Wie soziale Kompetenzen einen Quereinstieg oder beruflichen Neuanfang ermöglichen und was es dabei zu beachten gilt. Ein Überblick.
Jobwechsel sind nie einfach, besonders dann nicht, wenn man komplett in einen neuen Beruf wechseln möchte. Die Gründe für einen Neuanfang können vielseitig sein. Meistens spielt Unterforderung oder Überforderung eine Rolle, nach einigen Jahren kommt Monotonie im Berufsalltag oder einfach schlechte Bezahlung hinzu. Auch in studierten Berufen kann der Wunsch nach einer Änderung schnell aufkommen, so merkt ein Sozialarbeiter beispielsweise nach wenigen Jahren, dass die Patientensituationen privat zu belastend sind.. Doch wie kommt man aus seinem ungeliebten Beruf heraus – wie gelingt einem ein Wechsel ohne erneutes Studieren oder einer neuen Ausbildung?
Entscheidend sind die Schlüsselqualifikationen
Leistungsbereitschaft, Interesse, Mut und Belastbarkeit sind häufig Soft Skills, die bei einem Neuanfang von grosser Bedeutung sind. Zusätzlich gilt es, sein Talent und seine Leidenschaften abzufragen. Dafür benötigt man eine gute Selbstreflektion, welche ebenfalls zu den Soft Skills gehört.
Es gibt Handwerker, die nie eine Ausbildung abgeschlossen haben, aber zu Hause schon immer alles selbst zusammengeschraubt und massgerecht eingebaut haben. Obwohl solche Personen nie eine entsprechende Ausbildung abgeschlossen haben, sind ihnen der Umgang mit den Werkzeugen und die verschiedenen Arbeitsschritte gegeben. Daher kann eine Probearbeit so manchen Arbeitgeber im handwerklichen Bereich überzeugen.
Die Bereitschaft, sich neue Fähigkeiten anzueignen, ist eine weitere soziale Kompetenz, die einem gelungenen Jobwechsel zugutekommt. Dabei kann es sich um eine zusätzliche Fremdsprache, technologisches Verständnis, die Expertise zu einem spezifischen Werkzeug oder beispielsweise «people skills» handeln.
Entscheidend bei der Frage, was es braucht für den Erfolg beim Quereinstieg, ist die Einschätzung der jeweiligen Wunschbranchen. Neben Gesundheits-, Lehr- und Erzieherberufen ermöglicht der digitale Markt einem zahlreiche Chancen für den Quereinstieg. Dies setzt jedoch voraus, sich auf neue Technologien sowie neue und oftmals modernere Arbeitsmodelle einzulassen.
Kundenservice international – ein digitales Phänomen für den Neuanfang
Wer das Stichwort Callcenter hört, der denkt an meckernde Kunden am anderen Ende der Leitung, an miese, enge Büros und vor allem an nervige Teamleiter. Doch neben den üblichen «Kandidaten» bietet diese Branche viel mehr. Der Arbeitgeber ist entscheidend.
Google, Amazon, Telefonanbieter und vor allem die zahlreichen Onlineshops bieten in den Bereichen Kundendienst viele Quereinsteigerjobs. Unabhängig davon, ob man vorher Koch war oder Lehrer. So landet die gelernte Krankenschwester mit türkischen Muttersprache auf einmal im Kundenservice einer grossen Online-Apotheke. Ihr erlerntes Fachwissen zusammen mit ihren Soft Skills und der Zweisprachigkeit ermöglichen so einen Neuanfang, in einem Beruf, in den sich Familie und Alltag besser integrieren lassen.
Ihre erworbenen sozialen Kompetenzen, verbunden mit dem Mut, sich auf neue Software und Technik einzulassen, sind die Grundvoraussetzung für ihren erfolgreichen Neuanfang.
Reisende brauchen Mut und Anpassungsfähigkeit
Wer neben dem Beruf auch gerne den Ort oder sogar das Land wechseln möchte, dem bieten sich viele neue Möglichkeiten, wenn es nicht nur ein Wunschgedanke ist, sondern wirklich zur Persönlichkeit passt. Eine Fremdsprache perfekt zu beherrschen, ist dabei nicht vorausgesetzt.
Auch im Ausland lässt sich so mancher Job im Kundendienst mit der Muttersprache finden. Voraussetzung ist dennoch oft gutes Englisch, damit die Grundkommunikation zustande kommen kann.
Auswandern stellt für viele die höchste Form eines Neuanfangs dar. Auch hier sind Soft Skills gefragt. Ein neues Land mit einer neuen Kultur erfordert Anpassungsfähigkeit und sehr viel Mut. Verfügt man über beides, stellt sich nur noch die Frage: Lieber Surf- oder Yogalehrer werden? Oder etwas ganz anderes?
Auch eine erzwungene Neuorientierung ist heutzutage kein Beinbruch mehr, sondern kann auch als Karriereaufstieg genutzt werden. Dazu braucht es in einer sich stets wandelnden Berufswelt Anpassungsfähigkeit und, schliesslich, die wichtigste soziale Kompetenz: Selbstvertrauen. Dann steht dem Erreichen des nächsten Karriereziel nichts mehr im Wege.
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