Seit 2004 gibt es in der Schweiz das Behindertengleichstellungsgesetz BehiG. Dieses sieht vor, mögliche Benachteiligungen von Menschen mit Beeinträchtigung gänzlich zu beseitigen. Dies gilt auch für die Möglichkeit, zu studieren.
Nach wie vor stehen Menschen mit Behinderung vor grossen Herausforderungen im Alltagsleben. Längst noch nicht jeder Ort ist barrierefrei oder rollstuhlgängig. Doch Schweizer Hochschulen haben in den letzten Jahrzehnten grosse Anstrengungen unternommen, um Menschen mit Behinderung auch vollständig beim Studium zu unterstützen. Laut myhandicap.ch gibt es jedoch keine genauen Zahlen, wie viele Studierende eine Behinderung haben, da es keine Meldepflicht gibt. Es gebe auch viele Studierende, die gar nicht auf Unterstützung angewiesen seien und vollständig integriert seien, so die myhandicap-Expertin Dr. Annette Kahlen von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Zu den grösseren Problemen für Studierende mit Behinderung gehören nach wie vor Treppen oder Schwellen in Gebäuden. Es sei daher wichtig, sich rechtzeitig über die Möglichkeiten informieren, so myhandicap.ch.
UZH und ZHAW gut vorbereitet
Sowohl die Universität Zürich (UZH) wie auch die ZHAW haben jeweils interne Fachstellen für Studierende mit Behinderung. Auf den jeweiligen Webseiten verweisen die beiden Hochschulen auf finanzielle Unterstützung und auf Beratung für studienrelevante Fragen. Das Disability Office der UZH schreibt dazu: „Unsere Fachstelle setzt sich gemäss der gesetzlichen Grundlagen für die Realisierung inkludierender Studien- und Arbeitsbedingungen an der Universität Zürich ein“. Auch für die ZHAW sei es sehr wichtig „Studierenden mit einer Behinderung oder chronischen Krankheit einen gleichberechtigten Zugang […] zu ermöglichen“, wie die Stabstelle Diversity mitteilt.
Studium trotz Tetraplegie
Der Tetraplegiker Samuel* ist einer dieser Studierenden. Mitten in seinem Ingenieursstudium hatte er einen schweren Unfall: Im Jahr 2014 ist er in der Zürcher Badi Oberer Letten auf einem Steg ausgerutscht und ist seit dann vom Hals abwärts gelähmt, wie die ZHAW berichtet. Trotz seines schweren Schicksals wollte Samuel weiter studieren und sich nicht aus allem zurückziehen. Grosse Hürden habe vor allem die Laborarbeit dargestellt, da diese nicht auf Menschen mit Behinderung ausgerichtet sei. Die Tischhöhen oder die Bedienung der Maschinen stellten beispielsweise Hindernisse dar. Dank diverser technischer Hilfsmittel sowie einer beweglichen Hand, mit welcher er seinen Rollstuhl steuern konnte, schaffte es Samuel zu kommunizieren. «Zum Schreiben verwendet Samuel eine Kombination aus klickbarer Tastatur auf dem Bildschirm und Spracherkennungsprogrammen», schreibt die ZHAW. Extreme Fälle wie dieser zeigen, dass es trotz schwerster körperlicher Einschränkungen möglich ist, aktiv am (akademischen) Leben teilnehmen zu können.
*Name geändert