Dank deiner Berufslehre konntest du bereits kleinere oder grössere Erfolge feiern – und trotzdem hast du das Gefühl, da geht noch mehr? Dann ist es Zeit für den nächsten Schritt: eine Weiterbildung. Wir zeigen dir, welche Möglichkeit der Fortbildung du hast, um dein berufliches Fachwissen zu vertiefen und so deine Karriere auf ein neues Level zu pushen.
Selbstreflexion und Berufsberatung
Egal ob du deine Kompetenz ausbauen willst oder sich deine Interessen so weiterentwickelt haben, dass du gerne zukünftig in einer ganz anderen Branche arbeiten möchtest. Als Erstes solltest du dich fragen, was dich genau interessiert und welche Aspekte deiner Arbeit dir Freude bereiten. Zudem ist es auch wichtig, sich seiner Stärken und Schwächen bewusst zu werden. Am besten machst du dir eine Liste und schreibst alle deine positiven wie negativen Eigenschaften auf. Du kannst auch gute Freunde oder deine Arbeitskollegen fragen, welche Charakterzüge sie besonders an dir schätzen.
Zusätzlich entscheidend für eine Weiter- oder Fortbildung sind deine beruflichen Ziele. Überlege, ob du deine Grundkompetenzen erweitern, Fachkenntnisse vertiefen oder vielleicht später in deiner Karriere eine Führungsposition übernehmen willst. Denn je nachdem was deine Absichten sind, wirst du einen kürzeren oder längeren Bildungsweg gehen.
Sobald du dir im Klaren bist, wohin es gehen soll mit deiner Weiterbeschäftigung, kann es auch fast schon losgehen. Aber wohin eigentlich genau? Eine professionelle Berufsberatung unterstützt dich bei diesen grossen Überlegungen oder der Suche nach Zwischenlösungen. Da die Berater viel Erfahrung in der Gestaltung von beruflichen Laufbahnen haben, wissen sie genau, welche Ausbildung notwendig ist, um dein Karriereziel zu erreichen. Möchtest du dir aber vorab mal einen Überblick verschaffen, findest du hier eine Übersicht zu möglichen Lehrgängen, Weiterbildungen und Studiengänge.
Welche Arten der Weiterbildung gibt es?
Das Schweizer Bildungssystem hält viele Türen offen, sodass es nach einer eidg. Berufslehre zahlreiche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt. eidg. Fähigkeitszeugnis, Berufsmatura, Höhere Fachprüfung, Bachelor, Master: Um etwas Ordnung ins Chaos zu bringen, erklären wir dir im folgenden Abschnitt die verschiedenen Möglichkeiten eines zweiten und dritten Bildungsweges.
EBA und EFZ
Eine Berufslehre in der Schweiz beinhaltet die Ausbildung von praktischen Fähigkeiten, welche im Berufsalltag im Lehrbetrieb erlernt wird. Einen Tag pro Woche wird an der Berufsschule diese Praxis um theoretisches Wissen erweitert. Nach zwei Lehrjahren schliesst die berufliche Grundausbildung mit dem Berufsattest (EBA) ab. Dieser Abschluss bietet Lernenden bereits eine vollwertige Berufsqualifikation und befähigt zum Ausüben des erlernten Berufes.
Wenn Lernende ihr Berufsattest mit guten Leistungen abschliessen, können sie im Anschluss direkt in die EFZ-Lehre übertreten. Innerhalb von zwei Jahre erlangt man so auch das eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ) der jeweiligen Branche. Aber Achtung: Du solltest dir trotzdem schon vorab ein paar Gedanken machen. Denn einige Berufe in der Schweiz, wie zum Beispiel Landwirt oder Mediamatiker, werden nur als drei- oder vierjährige EFZ-Lehren angeboten.
Verfügt man bereits über ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis, kann man in einem ähnlichen Berufsgebiet eine verkürzte Zusatzlehre absolvieren. So kann eine Ausbildung zur Kosmetikerin einer Coiffeurin zu mehr Kunden verhelfen, oder ein Koch kann seine Chance auf dem Arbeitsmarkt als Diätkoch erheblich erhöhen. Diese Zweitlehren werden häufig auch als Lehre für Erwachsene angeboten, da für diese komprimierte Ausbildung auch eine gewisse Berufserfahrung vorhanden sein muss.
Höhere Fachschule, Berufsprüfung und Höhere Fachprüfung
Dir gefällt es ganz gut in deinem jetzigen Job? Dann kannst du an einer Höheren Fachschule (HF) deine Berufskenntnisse weiter vertiefen und spezialisieren. Voraussetzung für die Zulassung an diese Schule ist ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ). In der Regel dauert die Ausbildung zwei bis fünf Jahre und der Praxisbezug zu deinem Lehrberuf steht klar im Fokus. Aber diese erste Stufe der höheren Berufsbildung fördert auch deine Fach- und Führungskompetenzen anhand von theoretischen Einheiten.
Möchtest du Lehrlinge in einem Lehrbetrieb ausbilden und somit eine Stelle im unteren bis mittleren Kader übernehmen, brauchst du allerdings neben deiner Berufserfahrung auch einen eidgenössischen Fachausweis. Diesen erhältst du durch das Ablegen einer Berufsprüfung (BP). Die schweizweit einheitliche Abschlussprüfung findet pro Fachrichtung nur einmal pro Jahr statt und die themenspezifische Vorbereitung dauert üblicherweise sechs bis 36 Monate.
Strebst du danach eine Position in einer leitenden Funktion im oberen Management deines Betriebes an, solltest du noch die Höhere Fachprüfung (HFP) ablegen. Mit diesem erhält man ein eidg. Fachdiplom, welches in der Gewerbe- und Industriebranche auch als Masterprüfung oder Meistertitel bekannt ist.
Berufsmatura und Passerelle
Vom Wirtschaftsinformatiker zum Experten in Cyber Security? Kein Problem! Um zu einem Studium an einer Fachhochschule zugelassen zu werden, musst du den Abschluss einer Berufsmatura nachweisen. Diese kannst du bereits während der Lehre (BMS 1) oder nach Abschluss der beruflichen Grundbildung innerhalb von zwei Semestern über den zweiten Bildungsweg (BMS 2) absolvieren. Möchtest du weiterhin neben dem Studium arbeiten, kannst du den Stoff auch auf drei bis fünf Semester aufteilen.
Sollte deine berufliche Vision mehr in Richtung Universität oder Pädagogischen Hochschule gehen, musst du deine Berufsmaturität noch um die Passerelle-Prüfung ergänzen. Dabei handelt es sich um eine um eine Tagesprüfung, welche zweimal im Jahr stattfindet. Ausser einer vorhandenen BMS gibt es keine Zulassungsvoraussetzungen. Trotzdem empfiehlt sich der einjährige Vorbereitungskurs, damit du den im Selbststudium vorbereiteten Lernstoff festigen und dich bei möglichen Fragen an die Lehrpersonen wenden kannst.
Fachhochschule, Pädagogische Hochschule und Universität
Auf dem dritten Bildungsweg, der sogenannten Tertiärstufe, steht dir eine unzählige Palette an Studiengänge offen. Ob Fachhochschule, Pädagogische Hochschule oder Universität: In der Regel schliesst du in sechs Semester mit einem Bachelor ab. Möchtest du das Studium berufsbegleitendend absolvieren, verlängert es sich dementsprechend. Aber aufgepasst: An vielen Universitäten kann man nur in Ausnahmefällen Teilzeit studieren.
Nach dem Bachelor-Abschluss kannst du weitere drei bis vier Semester an der Fachhochschule, Pädagogischen Hochschule oder Universität anhängen und erhältst dann ein Master-Diplom. In einigen Fächern kannst du als krönenden Abschluss auch einen Doktortitel machen. Falls du gerne Leistungssport und Studium vereinen möchtest, solltest du dich bei den Institutionen erkundigen, welche Optionen sie für Ambitionierte Sportler/-innen anbieten. Viele Universitäten und Hochschulen setzen sich für die Nachwuchsförderung mittels Angebote für Spitzensportler/-innen ein.
Militärdienst/ Zivildienst
Grundsätzlich gilt für jeden Schweizer ab 18 Jahren die Militärpflicht und auch Frauen können sich freiwillig zum Dienst in der Armee oder im Zivildienst verpflichten. Und dieser hält weit mehr als Fresspakete und Schiessübung bereit. In der Grundausbildung eignet man sich wichtige Fähigkeiten in den Bereichen Kommunikation, Konfliktmanagement, Selbstkenntnis und Teammanagement an. Diese Kompetenzen helfen später auch im beruflichen Alltag, wenn man unter grossem Druck steht oder in einer leitenden Funktion Mitarbeiter führen möchte. Ausserdem können die im Dienst erworbenen Fähigkeiten an verschiedenen Schweizer Hochschulen auch als Praktikum oder ECTS-Punkte an ein zukünftiges Studium angerechnet werden. Kommt für dich eine berufliche Laufbahn in der Schweizer Armee oder im Zivildienst in Frage, so kannst du nach einiger Zeit eine militärische Kaderfunktion übernehmen und würdest dann von einer finanziellen Ausbildungsgutschrift profitieren.
Auslandsaufenthalt/ Sprachaufenthalt
Ob als Au-pair in den USA oder ein Sprachkurs in China – ein Sprachaufenthalt bietet nicht nur die Möglichkeit, ein fremdes Land und deren Kultur kennenzulernen. Auch berufliche und sprachliche Kenntnisse lassen sich so aufbauen. Diese Kompetenzen können später ein entscheidender Vorteil für dich auf dem Arbeitsmarkt sein, denn in einer zunehmend globalisierten Arbeitswelt sind mehrsprachige Bewerber sehr gefragt. Auch die Schweiz fördert mit speziellen Stagiaires-Abkommen junge Berufstätigen, sodass du für gewisse Länder leichter eine Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung erhältst für den Sprachaufenthalt.
Fortbildungen und Zertifikate
Du bist dir unsicher, welche Richtung du einschlagen sollst oder möchtest dich (noch) nicht für einige Jahre zu einer Weiterbildung verpflichten? Dann könnte sich auch eine kürzerer Lehrgang für dich lohnen. In diesen tage- oder wochenweisen Schulungen wirst du in einer speziellen Arbeitstechnik trainiert und erhältst am Ende oft auch ein offizielles Zertifikat. Am besten sprichst du deinen Vorgesetzten darauf an, denn viele Firmen bieten unternehmensinterne Schulungen oder Workshops an. Diese werden genau an die Anforderungen deines Berufsalltages abgestimmt und deshalb meistens auch vom Arbeitgeber finanziert, sodass dir keine oder nur geringe Kosten entstehen.
Wer rastet, der rostet! Nicht nur im Sport ist es wichtig, in Form zu bleiben. Auch im Beruf gilt: Wer seine Kompetenzen nicht stetig weiterentwickelt, läuft Gefahr, von seinen Kollegen überholt zu werden. Zudem dient eine Weiterbildung auch gut als Argument für eine wohlverdiente Gehaltserhöhung. Ob praxisorientierter Kurs oder der Weg zurück in die Schule, jede Weiterbildung fördert deinen beruflichen Aufstieg. Denn auch in der Erwachsenenbildung gilt: Man kann sich nie genug weiterbilden.
Bilder: Unsplash