Foto von Aline Sophie Seitz auf Rennrad
Aline Sophie Seitz

Die schweizerische Radsportlerin Aline Seitz ist eine wahre Powerfrau auf und abseits der Rennstrecke. Mit beeindruckenden Erfolgen im Bahn- und Strassenradsport hat sie sich einen Namen gemacht und steht für Leidenschaft, Ausdauer und Ehrgeiz. Doch hinter Helm und Renntrikot verbirgt sich auch eine Psychologie-Studentin, die den Spagat zwischen Sport und Studium meisterhaft hinkriegt.

Was war das bisherige Highlight deiner Sportkarriere und warum?

Ein grosses Highlight war mein Weltcupsieg auf der Bahn im Jahr 2018. Oder die Top-8-Platzierung an der WM im Herbst 2022. Abgesehen von den Resultaten sind aber vor allem die Begegnungen mit Menschen aus der ganzen Welt, das Erkunden der Welt und das persönliche Wachstum Highlights die ich am Spitzensport so wertschätze.

Was gefällt dir am meisten an deinem Sport?

Bahnfahren ist extrem kurzweilig. Durch die verschiedenen Disziplinen und kurzen Rennformate wird es nie langweilig. Wir fahren mit über 50km/h und dieser Geschwindigkeitsrausch kombiniert mit den G-Kräften aus der Steilwandkurve ist ein unbeschreibliches Gefühl.

Ich liebe aber auch, dass der Bahnradsport so familiär ist. Ich habe durch den Sport Freunde auf der ganzen Welt gefunden. Dies ist ein wunderbares Privileg.

Weshalb hast du dich für deine Studienrichtung entschieden?

Ich habe mich schon während der Zeit im Gymnasium sehr für Psychologie interessiert. Schon dort hatte ich Psychologie als Ergänzungsfach gewählt. Ich habe schon immer viele Dokumentationen über psychologische Themen geschaut.

Wie bist du vorgegangen, um das für dich passende Studium zu finden? Wärst du froh gewesen, wenn du auf Erfahrungen von aktuellen / ehemaligen hättest zurückgreifen können?

Ich hatte das Glück, von den Erfahrungen der Snowboarderin Patrizia Kummer zu profitieren. Als ich mit dem Gedanken spielte, an der Fernuniversität Psychologie zu studieren, stand sie mir mit ihren Tipps und Tricks zur Seite. Das war sehr wertvoll und hat mich in meiner Entscheidung bestärkt.

Wie hat dein Sport die Studienwahl beeinflusst?

Da mein Fokus voll auf dem Sport liegt, wollte ich ein Studium, welches mir die nötigen Freiheiten dazu gibt. An der Fernuniversität kann man sich vieles selbst einteilen und an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt studieren. Dies war mir sehr wichtig und dies schätze ich auch heute noch.

Ich hätte auch ein Physikstudium spannend gefunden. Jedoch gab es an der Fernuniversität die Fakultät Physik nicht. Da mich Psychologie aber mindestens genauso, wenn nicht sogar mehr interessiert hat, entschloss ich mich diesen Weg zu gehen.

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Hast du spezielle Vereinbarungen mit der Universität/Hochschule? Wenn ja: Welche Vereinbarungen und wie hat es sich ergeben? Wenn nein: Würdest du dir eine Sonder-Vereinbarung wünschen?

An der Fernuni ist das Studium sowieso gestreckt. Für meinen Bachelor nahm ich mir fünf anstatt nur drei Jahre Zeit. Ein Vollzeitstudium wäre neben dem Sport nicht gegangen. Ich habe das normale Programm der Fernuni durchgezogen. Der Clou der Fernuni ist, dass erwerbstätige Menschen oder bspw. Eltern nebenbei noch studieren können. Die meisten Studierenden strecken an der Fernuni also ihr Studium.

Wie schwierig ist es, Spitzensport und Studium unter einen Hut zu bringen? Welche Herausforderungen gab es?

Ich bin ehrlich, es war nicht immer so einfach. Am schwierigsten war es, wenn ich viel gereist bin und viele Renntage hatte. An den Renntagen für die Schule zu arbeiten, ist sehr schwierig. Der Fokus liegt einfach woanders. Durch das viele Reisen kommt keine Routine auf. Kein Tag gleicht dem anderen. Ich musste mir oft Tag für Tag eine neue Strategie überlegen wann der beste Zeitpunkt zum Lernen war. Trotzdem habe ich es geschafft, neben dem Spitzensport einen Abschluss zu machen. Es gab immer mal wieder strengere Zeiten, in denen ich weniger gemacht habe. Wenn ich viel zu Hause war, oder länger an einem Ort, habe ich mehr ins Studium investiert. Ich liebte auch Langstreckenflüge oder lange Autofahrten, bei denen ich nicht selbst fahren musste. Diese Zeiten nutzte ich oft fürs Studium.

Weshalb war es dir wichtig, neben der Sportkarriere noch ein Studium zu absolvieren?

In der Schweiz haben wir ein gewisses Sicherheitsbedürfnis. Auch ich habe dieses in meinen Genen. Es ist für mich wertvoll, neben dem Sport ein zweites Standbein für die Zukunft aufbauen zu können. Das Studium ist auch praktisch wenn sich für einmal nicht alles um den Sport drehen soll. In Verletzungsphasen war dann die Statistikvorlesung noch fast schlimmer als die Verletzung selbst, so wird alles ein wenig relativiert 😉

Was würdest du künftigen Athlet*innen raten, die Spitzensport und Studium vereinen möchten?

Es ist immer gut, eine Übersicht über den Semesterplan und den eigenen Kalender zu haben. In welchen Wochen kann ich mehr fürs Studium investieren, in welchen steht der Sport im Vordergrund? Dabei sollen natürlich allfällige Abgaben in Form von Übungen nicht übersehen werden. Ein Fernstudium braucht einiges an Disziplin, da quasi alles im Selbststudium gemacht wird. Es ist normal, wenn diese Disziplin nicht immer vorhanden ist. Es half mir deshalb oft, wirklich alle Übungen (auch die freiwilligen) einzureichen um einen gewissen Zeitdruck zu haben und gleichzeitig mit dem Schulstoff nicht in Rückstand zu geraten. Immer ein bisschen, dafür regelmässig half mir mehr als einmal ganz viel. So ersteht auch ein wenig eine Routine und man kann sich an vorher Gelerntes besser zurückerinnern. 

Wenn du einmal bei einer berühmten Person in den Unterricht sitzen dürftest, wer wäre es? Und weshalb?

Ich würde gerne einmal Roger Federer treffen. Doch ob der mit mir die Schulbank drücken möchte? Roger Federer ist eine sehr inspirierende Person. Trotz seiner Weltberühmtheit und seiner unglaublichen Erfolge ist er immer auf dem Boden geblieben. Es wäre spannend, ihn einmal zu treffen und über seinen Werdegang zu sprechen. Er hat ganz sicher einen guten Ratschlag auf Lager.

Aline Seitz

Aline Sophie Seitz, geboren am 17. Februar 1997, ist eine Schweizer Radsportlerin, die sowohl im Bahn- als auch im Strassenradsport erfolgreich ist. Sie wurde mehrfache Schweizer Junioren-Meisterin im Einzelzeitfahren auf der Strasse und gewann bei der Elite bereits 14 Schweizermeistertitel und einen Weltcup auf der Bahn. Neben dem Radsport studiert sie Psychologie an der Fernuniversität und schätzt die Flexibilität, die ihr das Studium bietet, um ihren sportlichen Zielen nachzugehen. Mit ihrem Fokus auf die Olympischen Spielen 2024 in Paris hat sie klare Ziele vor Augen.