In einem spannenden Interview mit Sandro Michel, einem Schweizer Bobsportler und Studenten im Bereich Wirtschaftsingenieurswesen, erhalten wir Einblicke in seine Sportkarriere sowie seine Erfahrungen beim Vereinbaren von Spitzensport und Studium. Michel ist als Anschieber im Bobsleigh bekannt und vertritt die Schweiz in internationalen Wettkämpfen.

Was war das bisherige Highlight deiner Sportkarriere und warum?

Mein Highlight war die Bronzemedaille an der Heim-WM in St. Moritz. Nach dem 4. Rang und der knapp verpassten Medaille in Peking war die Heim-WM 23 unser grosses Ziel. Die Stimmung in St. Moritz war grandios und wir konnten am Tag X unsere Leistung abrufen.

Was gefällt dir am meisten an deinem Sport?

Die Kombination aus Kraft und Schnelligkeit. Im Team haben wir immer eine gute Zeit, wenn wir im Winter mehrere Monate zusammen unterwegs sind.

Weshalb hast du dich für deine Studienrichtung entschieden?

Nach meiner Lehre als Hochbauzeichner wusste ich nicht genau, ob und was ich studieren will. Mir war klar, dass es je nach Studiengang schwer werden würde, den Sport weiter zu verfolgen. An einer Infoveranstaltung der FHNW in Brugg/Windisch wurde mir der Studiengang des Wirtschaftsingenieurs vorgestellt. Die sehr spannenden Inhalte des Studiengangs und die hohe Flexibilität, sich das Studium selbst einzuteilen, waren für mich die Gründe, wieso ich mich dafür entschieden habe.

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Wie bist du vorgegangen, um das für dich passende Studium zu finden? Wärst du froh gewesen, wenn du auf Erfahrungen von aktuellen / ehemaligen Studierenden hättest zurückgreifen können?

Wie gesagt bin ich durch eine Infoveranstaltung auf diesen Studiengang gestossen. Es hätte sicherlich im Voraus viel geholfen, wenn ich auf die Erfahrungen von anderen Sportler*innen hätte zugreifen können und mich mit denen austauschen hätte können.

Wie hat dein Sport die Studienwahl beeinflusst?

Schwer zu sagen. Ich denke, auch ohne den Sport hätte ich mich für diesen Studiengang entschieden. Es war aber sicherlich auch ein wichtiger Faktor, dass ich den Sport nicht aufgeben musste.

Hattest du spezielle Vereinbarungen mit der Universität/Hochschule? Wenn ja: Welche Vereinbarungen und wie hat es sich ergeben? Wenn nein: Hättest du dir eine Sonder-Vereinbarung gewünscht?

Das Studium habe ich bereits im Herbst 21 abgeschlossen. Ich hatte keine schriftliche Vereinbarung mit der FHNW. Das Studium ist aber so aufgebaut, dass man sich seine Module selbst auswählen kann und somit auch den Stundenplan nach Wunsch gestalten kann. Immer wenn ein Konflikt mit den Prüfungen oder anderen schulischen Verpflichtungen und dem Sport bevorstand, konnte ich mit dem Studiengangleiter oder dem betroffenen Dozenten sprechen und wir haben immer eine gute Lösung gefunden. Oft durfte ich beispielsweise die Prüfungen an einem anderen Tag schreiben. Da waren alle sehr unkompliziert und haben mich unterstützt, damit ich im Winter an meinen Rennen teilnehmen konnte.

Wie schwierig ist es, Spitzensport und Studium unter einen Hut zu bringen? Welche Herausforderungen gab es?

Für mich persönlich war es relativ gut handelbar. Das Wichtigste ist die Koordination und Kommunikation mit den betroffenen Personen. Durch die Flexibilität des Studiums habe ich den Bachelor in 4 statt in 3 Jahren gemacht und konnte mir so auch die nötige Zeit fürs Training und die Wettkämpfe nehmen. Aber ich denke das ist jeweils sehr individuell. Wenn man aber gut plant und vorausschaut, kann man gut beides unter einen Hut bringen.

Weshalb war es dir wichtig, neben der Sportkarriere noch ein Studium zu absolvieren?

Ich betreibe mit dem Bobsport eine Randsportart, bei der man nicht viel Geld verdienen kann. Weiter kann man Sport nicht das ganze Leben lang professionell betreiben. Daher war für mich immer klar, dass ich noch etwas neben dem Sport brauche, womit ich Geld verdienen kann.

Was würdest du künftigen Athlet*innen raten, die Spitzensport und Studium vereinen möchten?

Besprecht die Möglichkeiten vorgängig mit dem Studiengangleiter direkt. Schaut voraus, sprecht mit den Leuten und versucht, alles gut durchzuplanen.

Wenn du einmal bei einer berühmten Person in den Unterricht sitzen dürftest, wer wäre es? Und weshalb?

Uff schwere Frage! Kommt auf den Unterricht drauf an. Aber ich denke eine Lektion von Roger Federer wäre sicherlich spannend. Er war extrem präsent in den Jahren, in denen ich begonnen habe, regelmässig Sport zu betreiben und er hat so viel erreicht.

Sandro Michel

Sandro Michel ist ein Schweizer Bobsportler. Er ist bekannt als Anschieber im Bobsleigh und repräsentiert die Schweiz in internationalen Wettbewerben.

Michel begann seine Wettkampfkarriere im Bobsport im Jahr 2017 und trat im Jahr 2018 der Schweizer Nationalmannschaft bei. Neben seiner sportlichen Laufbahn war er auch Student im Bereich Wirtschaftsingenieurswesen.