Hiesige Stellenportale wie jobs.ch, stellenmarkt.ch oder jobagent.ch sind immer weniger gefragt. Was heute zählt, ist eine ausdrucksstarke Onlinepräsenz auf Social-Media-Portalen wie LinkedIn. Warum solche Berufsnetzwerke bereits für Studierende attraktiv sind und was es bei der Profilgestaltung zu beachten gilt.
Karrierenetzwerk ist Krisengewinner
LinkedIn – das erfolgreichste Business-Medium im Netz. Doch es ist mehr als das: «Dahinter stehen Menschen aus Fleisch und Blut, mit welchen man sich zum Beispiel in Gruppen über gemeinsame Themen und Interessen austauschen kann. LinkedIn bietet eine Kombi aus Geschäft und Freizeit, die viele anspricht», erzählt Lovis A. Hoppmann, Redakteur*in bei der Dienststelle für Kommunikation und Social-Media-Spezialist*in der Universität Freiburg. Dieser Trend scheint sich zu Corona-Zeiten sogar zu verstärken, denn 3.1 Millionen Schweizer*innen nutzen derzeit das Berufsnetzwerk. Das entspricht einem Anstieg von 6.5 Prozent seit Februar 2020. «Die Zahl der öffentlichen Interaktionen – also Kommentare, Likes und dergleichen – lag im März diesen Jahres um 55 Prozent über dem Wert von 2019», erklärt LinkedIn-DACH-Chefin Barbara Wittmann im Interview mit der Handelszeitung. Das ist überraschend, denn die Gesamtzahl an Neuanstellungen klingt während der Corona-Krise ab. Dabei werden auch Studierende nicht verschont, denn viele haben in den letzten Monaten ihren Nebenjob verloren und kämpfen nun mit finanziellen Engpässen. Ein Grund für den zusätzlichen Aufschwung des Berufsnetzwerks ist möglicherweise die Jobunsicherheit, die sich derzeit breit macht.
Jetzt die Weichen stellen
Nicht nur in Corona-Zeiten können Studierende vom Netzwerk profitieren. Das Netzwerk bietet die Möglichkeit, bereits während des Studiums berufliche Kontakte aufzubauen, relevante Informationen über die bevorzugte Branche oder Firma einzuholen und sich zu bewerben. Denn ein hübscher Lebenslauf reicht heute oft nicht mehr und eine aussagekräftige Onlinepräsenz wird immer unumgänglicher. Stellen werden vermehrt direkt im Netzwerk geteilt und nicht mehr ausschliesslich über Jobportale. «Ich glaube, die meisten Studierenden unterschätzen, dass Arbeitgeber*innen sie tatsächlich googeln. Hat ein junger Mensch ein LinkedIn-Profil, wirkt das schon mal sympathisch und zeitgemäss», meint Hoppmann. Auswertungen zeigen effektiv, dass 85 Prozent der Personalverantwortlichen ihre Bewerber*innen auf LinkedIn suchen, bevor sie diese einstellen. Siebzig Prozent dergleichen lehnen Kandidierende aufgrund einer negativen Onlinepräsenz ab. Ein aussagekräftiges Profil ist also ein Schlüssel zur erfolgreichen Karriere.
Was brauche ich für mein Profil?
Für diejenigen, die sich fragen, wie ein solches «aussagekräftiges» Profil aussieht, hat Hoppmann abschliessend zehn Tipps zur optimalen Instandhaltung geteilt. Vorneweg: Wenn man sich dafür entscheidet, ein Profil anzulegen, sollte man es regelmässig pflegen, damit die Informationen immer à jour bleiben.
- Profilbild
Wähle ein freundliches, seriöses Profilfoto mit neutralem Hintergrund. Als Hintergrundbanner eignet sich ein Sujet, das mit deinen Jobinteressen zu tun hat (z.B. Vereinsarbeit, oder ein Symbolbild). - Profilslogan
Verfasse einen Fliesstext oder eine Liste. Beschreibe dich und deine wichtigsten Tätigkeiten und baue wichtige Keywords ein, damit andere dich finden können. - «Vanity URL»
Zahlenfolgen kann sich niemand merken. Gestalte deshalb deine eigene URL (mit deinem Nachnamen oder Beruf), z.B. https://www.linkedin.com/in/journalistin/. Gehe dazu rechts in deinem Profil auf «Öff. Profil & URL bearbeiten». Anschliessend kannst du deine persönliche URL gestalten. - Profilbeschreibung und Berufserfahrung
Erfasse deine aktuelle Tätigkeit, weitere Berufserfahrungen und teile unter «Info» mit, was du zukünftigen Arbeitgeber*innen zu bieten hast. - Medien
Füge Dokumente, Fotos, Videos, Präsentationen oder Links hinzu, die dich und deinen Job illustrieren oder integriere Arbeitsproben von dir. - Qualifikationen und Auszeichnungen
Erfasse abgeschlossene Projekte, Kurse, Veröffentlichungen und deine Sprachkenntnisse. - Beiträge und Artikel
Zeige, dass du auf der Plattform aktiv bist. Achte dabei auf kurze und klare Sätze, sinnvolle Hashtags, hochwertige Bilder zur Illustration und korrekte Links. So kann es durchaus zu einem Jobangebot kommen – wie auch bei Social-Media-Spezialist*in Hoppmann: «Hätte ich mir gesagt, dass meine Beteiligung sowieso nichts bringt, hätte ich eine Chance verpasst. LinkedIn an sich spielte in dem Moment, als ich das Jobangebot bekam, eine weniger wichtige Rolle als mein Engagement und das Wissen darüber, wie die Plattform bespielt werden will.» - Mini-Testimonials
Die eigenen Kontakte können bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten bestätigen oder Mini-Testimonials schreiben. Diese Art der Validierung macht das eigene Profil glaubwürdiger. - Networking
Erfasse unter «Ihr Netzwerk» deine Kontakte als Teamkolleg*innen, Manager oder Kolleg*innen aus demselben Unternehmen. In der Mitgliederansicht findest du Alumni/-ae, die dasselbe studiert haben wie du. «Ein Lonely-Wolf-Profil wirkt schnell fake und unterstreicht nicht unbedingt kommunikative Skills», so Hoppmann. - Profil in zusätzlicher Sprache
Falls du dir einen Job im Ausland vorstellen kannst, erfasse dein Profil am besten in einer anderen Sprache. Achte auf Rechtschreibung und Grammatik.
Generell gilt es, sich nicht aufzuplustern, aber durchaus selbstbewusst damit umzugehen, was man weiss oder kann. Nebst Berufserfahrungen sollen aber auch andere Themen, wie zum Beispiel Freiwilligenarbeit oder das queerfeministische Forschungsthema Platz im Profil finden dürfen. Und besonders hervorzuheben ist: «Die wichtigsten Geschäfte passieren immer beim Abendbier in der Kneipe. Das ist kein Klischee. Was dort passiert, kann keine Online-Plattform der Welt ersetzen», betont Hoppmann. In diesem Sinne: zum Wohl!
Bilder: unsplash / spectrum
Dieser Beitrag ist als Erstpublikation bei Spectrum erschienen.