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Mit über 5 Millionen Kunden und 6’500 Mitarbeitenden zählt Helvetia zu den führenden Schweizer Versicherungsgruppen. Im Interview erzählt uns Philipp Gmür, wo seine Verantwortungen als CEO der Versicherungsgesellschaft liegen, wie sein Führungsstil aussieht und warum Kritikfähigkeit wichtig ist.

Welche Herausforderungen bringt Ihre Position als CEO mit sich?

Es geht um die Bewältigung des Tagesgeschäfts einerseits und die Sicherstellung der Fitness für morgen andererseits. Als CEO bin ich letztlich verantwortlich dafür, dass wir die gegenüber Kunden und Kapitalgebern versprochenen Leistungen erbringen. Gleichzeitig muss ich mit dem Führungsteam zusammen Voraussetzungen schaffen für den künftigen Erfolg: Visionen und Ideen einbringen, Talente gewinnen und Impulse für die Umsetzung zu geben. Dazu gehört auch, bisweilen harte Entscheide zu treffen.

Auf welche Werte und Eigenschaften achten Sie bei Ihren Mitarbeitern?

Es sollen eigenständige Persönlichkeiten sein, die mit Herz bei der Sache sind, mutig und entschlossen vorangehen und nicht davor zurückschrecken, falls es einmal Gegenwind geben sollte. Zudem soll mein Team mich dort ergänzen, wo meine Schwächen sind.

Was machen Sie nach einem stressigen Arbeitstag?

Ich schaffe mir bewusst Freiräume, um Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen. Ich bin auch gerne in der Natur, zum Beispiel beim Mountainbiken oder Skifahren.

Wie sieht Ihr Bildungsweg aus?

Für mich war rasch klar, dass ich Anwalt werden möchte. Es kam dann doch anders, aber mein Jura Studium mit Anwaltsexamen und Doktorat, in Kombination mit Weiterbildungen im Management, bildet heute noch eine gute Grundlage für meine Arbeit.

Welche Ziele möchten Sie mit Ihrem Unternehmen noch erreichen?

Es ist eine spannende Zeit für Versicherungen. Die Digitalisierung verändert unsere Prozesse, vor allem auch die Interaktion mit unseren Kunden. Diese Chancen wollen wir nutzen, damit unsere Kunden merken: Mit Helvetia ist versichert sein einfach und klar.

Wie kritikfähig muss ein CEO sein?

Als CEO treffe ich täglich Entscheidungen und gehe damit auch immer wieder Risiken ein. Das kann ich nur, wenn ich bereit bin, meine eigenen Positionen zu hinterfragen. Dazu gehört auch, anderen zuzuhören und Kritik ernst zu nehmen. Nur so kann ich dazulernen.

Haben Sie ein persönliches Vorbild?

Ich bewundere Menschen mit Pioniergeist, Leidenschaft und Durchhaltevermögen, die Neues wagen und dabei auch bereit sind, grosse Risiken einzugehen. Zum Beispiel die Gründer von «On». Obwohl der Turnschuh längst erfunden war, vermochten sie völlig neue Massstäbe zu setzen.

Werden junge Menschen genügend auf die Berufswelt vorbereitet?

Das ist sehr unterschiedlich. Bei den einen stelle ich fest, dass sie zunehmend Mühe haben, sich in ein Unternehmen einzugliedern. Zuhause waren sie noch unangefochtene Nummer 1 und plötzlich müssen sie sich der Kritik und dem Wettbewerb stellen. Andere bringen viel Freigeist und Unternehmertum mit.

Welche Ausbildung würde Sie momentan interessieren?

Ich habe in der Vergangenheit verschiedene Aus- und Weiterbildungen besucht. Ich finde es aber auch wichtig, ausserhalb von solchen Gefässen, direkt «on the job» Neues zu lernen. Die Ausbildung, die mich momentan interessiert, hat wenig mit meiner beruflichen Tätigkeit zu tun. So würde ich gerne Golfstunden nehmen.

Haben Sie ein Erfolgsrezept für junge Menschen, die eine CEO-Position anstreben?

Als junger Mann war es nie mein Ziel, CEO einer Versicherungsgesellschaft zu werden. Mein Rat lautet daher, offen zu bleiben für unterschiedliche Wege und die Chancen, die sich im Leben bieten, konsequent zu nutzen. Wichtig ist: Tue das, was Du machst, mit Hingabe – dann stellt sich auch der Erfolg ein.

Wie ist Ihr persönlicher Führungsstil?

Klare Ziele setzen und Impulse geben, auf dem Weg dorthin viel Freiheiten lassen, aber konsequent Ergebnisse einfordern. Und: «Walk the talk» – stets mit gutem Beispiel vorangehen.



Mit Sitz in St. Gallen und Basel hat sich die Versicherungsgesellschaft Helvetia während rund 160 Jahren zur international tätigen Versicherungsgruppe entwickelt. Seit 2016 ist Philipp Gmür CEO der Schweizer Versicherungsgruppe. Daneben ist der Luzerner unter anderem Vorstandsmitglied im Schweizerischen Versicherungsverband (SVV) und von economiesuisse sowie im Stiftungsrat von Avenir Suisse.

Wir danken Philipp Gmür für das Interview.