Wenn die Ausbildung ein Herzenswunsch ist, stellen monetäre Engpässe keinen Grund zum Aufgeben dar. Drei Studierende erzählen, wie sie zu ihren Bildungsdarlehen gekommen sind und dass es keine Rolle spielt, wie man in Natura aussieht.
In Zusammenarbeit mit der Stiftung EDUCA SWISS haben sich Nina, Fiona und Gabriel ihre Darlehen erarbeitet. Dass dies Motivation, Überwindung und Einsatz fordert, sich aber auch lohnt und erfüllend sein kann, zeigen ihre Erfahrungen.
Die Schweizer reden ja bekanntlich nicht gerne über Geld. Braucht es Überwindung, um ein Bildungsdarlehen zu bitten?
Gabriel (siehe Box A): Man würde natürlich am liebsten alles selber machen, das ist schon so.
Fiona (Siehe Box B): Mich kostete es Überwindung zu sagen: Es ist nicht mein eigenes Geld, aber ich habe das Risiko abgeschätzt. Oder auch: Habe ich das zugute? Man ist ja schon privilegiert in der Schweiz und dann bekommt man noch ein Darlehen. Das ist nicht selbstverständlich.
Nina (Siehe Box C): Meine Eltern unterstützen mich sehr und stehen hinter mir, aber Sie waren anfangs auch skeptisch: «Du hast doch jetzt einen guten Job, arbeite doch ein bisschen und beginne deine Ausbildung in ein paar Jahren.» Bei EDUCA SWISS fühlte es sich dann aber völlig okay an – weil du das Geld zwar vorgeschossen bekommst, es dann aber auch wieder zurückzahlst. Du bekommst nicht einfach etwas geschenkt.
Wie kommt es denn dazu, dass man ein Darlehen in Anspruch nehmen muss?
Fiona: Ein Auslandsemsester kann man fast gar nicht zahlen, wenn man als Freemover geht. Trotzdem habe ich ein paar Unis in Kanada angeschaut. Bei einer hat das Angebot für mich sehr gepasst. Da habe ich mir überlegt, wie ich das selbst stemmen kann. Und ein paar Mal leer geschluckt. Auf der Suche nach Möglichkeiten stiess ich dann auf Darlehen.
Gabriel: Ich wusste schon bevor ich das Studium Lebensmittelwissenschaften anfing, dass ich Finanzierungshilfe brauche, weil es sonst einfach nicht reicht. Da ich anfangs kein Stipendium erhielt, habe ich mich nach weiteren Möglichkeiten umgeschaut.
Nina: Ich wusste, dass ich Rettungssanitäterin werden will. Gleichzeitig war mir aber auch bewusst, dass es schwierig sein wird eine Ausbildungsstelle zu finden. Ich absolvierte dennoch Praktika bei verschiedenen Spitälern und das bestätigte mich in meinem Vorhaben. Ich war mir zu 100 Prozent sicher. Neben meinem Studium als wissenschaftliche Illustratorin habe ich immer gearbeitet, aber ich hatte nie einen Job, bei dem man viel zur Seite legen kann. Da ich bereits eine Ausbildung habe, komme ich für ein Stipendium nicht in Frage.
Und wie seid ihr auf die Stiftung EDUCA SWISS gekommen?
Gabriel: Die Stiftung habe ich im Internet gefunden.
Fiona: Ich habe online ein paar Stiftungen angeschaut und hatte dann das Gefühl, ich passe am besten zum Zielpublikum von EDUCA SWISS. Es hat mich professionell gedünkt und es war auch ein gewisses Vertrauen vorhanden, was ich bei einer Bank vielleicht eher nicht gehabt hätte. Denn man hat gemerkt, ihnen ist der Mensch wichtig und Profit ist nicht primär das Ziel.
Nina: Mich hat der Kanton auf EDUCA SWISS aufmerksam gemacht.
Wie kann man sich den Prozess zu einem Bildungsdarlehen bei EDUCA SWISS vorstellen?
Gabriel: Man muss in einem Dokument einen Lebensentwurf erstellen, sich selber und seine Ziele im Leben reflektieren, auch was man erreichen möchte. Zusammen mit einem Budgetplan reicht man es dann online ein und wird zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Dort bespricht man mit seinem Coach beide Dokumente. Die Coaches beraten und merken dann auch, ob es für den Aspirant wirklich das Richtige ist. Am Schluss kommen die Dokumente zu den potentiellen Darlehensgebern, diese melden sich dann mit Darlehensvorschlägen.
Nina: Das Dokument ist eine rechte Arbeit. Das hört sich jetzt abschreckend an (lacht). Aber man bekommt auch sehr viel Unterstützung. Man muss sich wirklich viel Gedanken machen und das ist auch etwas Gutes.
Fiona: Für mich war es sehr spannend. Es braucht ziemlich viel Motivation und Arbeit. Aber ich denke, das ist vielleicht genau die Schwelle, die es braucht, um zu sehen: Will ich das wirklich oder ist es mir doch nicht so wichtig.
Wie gestaltet sich der Kontakt zu den Darlehensgebern?
Fiona: Bei mir haben sich mehrere Darlehensgeber gemeldet. Bei der ersten Person haben mich die Konditionen nicht vollends überzeugt. Aber dann hat sich noch eine Person gemeldet, die ich sehr toll fand. Da hatte ich das Gefühl, das passt wirklich und ich kann auch viel von dieser Person lernen. Wir haben uns auch getroffen. Es war wirklich ein freundschaftlicher Austausch.
Gabriel: Ich habe drei Darlehensgeber, die ich alle kennengelernt habe. Das war sehr interessant. Sie haben alle unterschiedliche Gründe, warum sie mich mit Darlehen unterstützen. Einerseits ist es eine gute Möglichkeit für sie, Geld anzulegen. Man wird davon nicht reich, aber es gibt trotzdem etwas Geld. Anderseits der gute Zweck dahinter: Jungen Leuten ihr Bildungsvorhaben zu ermöglichen.
Nina: Ich habe meinen Darlehensgeber nicht persönlich getroffen, wir haben einfach telefoniert. Der Person war es, glaube ich, einfach wichtig zu wissen, ob ich mir das gut überlegt habe – nicht, wie ich in natura aussehe. Aber auch durch die telefonischen Gespräche habe ich sehr viel Unterstützung erhalten.
Was würdet ihr anderen raten oder sagen, welche in eine ähnliche Situation wie eure kommen?
Fiona: Zuerst mal schauen, ob Unterstützung vom Staat möglich ist. Wenn man merkt, das geht nicht, sich gut überlegen, ob es sich lohnt, dieses Geld in die Hand zu nehmen. Und sich fragen, inwiefern man später durch die Ausbildung anderen Leuten besser helfen oder sein Wissen weitergeben kann. Sodass es nicht nur um dich geht, sondern du auch etwas zurückgeben kannst.
Nina: Wenn man sich noch unsicher ist, ob man eine weitere Ausbildung machen will, dann ist es vielleicht noch nicht der richtige Zeitpunkt. Wenn du aber vollkommen davon überzeugt bist, dass es das ist, was du machen willst – dann muss man alles probieren.
Gabriel: Es gibt sicher für alle Leute eine Lösung, ihr Bildungsvorhaben zu erreichen, auch für diejenigen, die kein Stipendium erhalten. Wenn man es denn auch wirklich will.
Gabriel schloss eine Lehre als Bäcker-Konditor mit anschliessender Berufsmatur ab und merkte bereits damals, dass er diesen Beruf nicht sein Leben lang ausüben möchte. Da entdeckte er das Studium in Lebensmittelwissenschaften. Von Anfang an war klar, er braucht ein Stipendium. Aber: «Die Fristen für Stipendien im Kanton Bern sind recht doof. Wenn man im September anfangen will, kann man das Gesuch erst im August eingeben. So fängt man das Studium an, ohne zu wissen, ob man etwas erhält.» Ein Darlehen musste her. Quelle Bild: Privat
Im Wirtschaftsingenieur-Studium sei es fast normal, dass man ein Auslandsemester mache, sagt Fiona über ihren Studiengang. Für sie stand dabei der Mehrwert eines Auslandsemester im Vordergrund: «Der Nutzen muss sowohl für meine Karriere, aber auch für meine persönliche Entwicklung gegeben sein.» Deswegen entschied sie sich gegen eine Partneruniversität, da sie dort nicht jene Module belegen konnte, welche für ihre Spezialisierung von Vorteil gewesen wären. Ein Semester im Ausland als Freemover kann zwischen 7‘000 bis 25‘000 Schweizer Franken kosten. Quelle Bild: Wikipedia
Nina hat wissenschaftliche Illustration studiert und auf diesem Beruf wollte sie sich auch selbständig machen. Als sie nach dem Studium als Übergangslösung im Sicherheitsdienst arbeitete, entdeckte sie jedoch eine ganz neue Seite an sich, die nicht mehr viel mit einem Bürojob zu tun hatte. Durch den Kontakt mit dem Rettungsdienst im privaten Umfeld entstand langsam die Idee für eine Ausbildung zur Diplomierten Rettungssanitäterin FH, welche sie nun mit Hilfe eines Darlehens kommenden Sommer umsetzt. Über die Stiftung sagt sie: «Ich habe mich von EDUCA SWISS immer sehr unterstützt gefühlt.» Quelle Bild: Privat