Die finanzielle Hilfe vom Bund ist momentan der Retter in Not von vielen – ausser bei den Studierenden und Auszubildenden. Denn für die Lernenden besteht bis heute keine einheitliche Lösung betreffend Hilfegelder. Doch ein Verband hört auf die Sorgen der Betroffenen.

Für verschiedene Bereiche hat der Staat aufgrund der Corona-Krise ein offenes Ohr und auf die Sorgen und Probleme der Bürger/-innen hingehört. Schweizweite finanzielle Hilfsangebote wurden seit dem Ausbruch des Virus innert kurzer Zeit bereitgestellt. Ausser bei der Zukunft der Schweiz, der Ausbildung der nächsten Generation, gibt es nach wie vor keine einheitliche Lösung, denn die bestehende öffentliche Nothilfe ist in jedem Kanton und an jeder Hochschule unterschiedlich. Dieser Flickenteppich ist willkürlich und hat zur Folge, dass viele Auszubildende gar keine Unterstützung erhalten. Doch nun schaut ein Verband dort hin, wo der Bund seine Augen schliesst und lanciert einen Bildungsfond für Studierende und Auszubildende. 

Verband und Mitglieder als Samariter

Damit jeder Lernende und jede Lernende die gleichen Chancen hat, lanciert der Verband der Schweizer Förderstiftungen SwissFoundations einen Bildungsfond, um krisenbetroffene Auszubildende mit Nothilfegeldern zu unterstützen. Der «Foundation for Future» Fonds wird von der Stiftung EDUCA SWISSverwaltet und vergibt an krisenbetroffene Auszubildende Nothilfe, die nicht mehr zurückbezahlt werden muss. Laut Medienmitteilung von EDUCA SWISS, tragen Stiftungen mit Beiträgen von jeweils 20’000 Franken zum Bildungsfonds bei. Mit dieser Initiative übernimmt der Verband und seine Mitglieder soziale Verantwortung und reagiert auf den dringenden Handlungsbedarf, welcher durch die Corona-Krise ausgelöst wurde. Swiss Foundations hofft weitere Stiftungen für das gemeinsame Ziel gewinnen zu können.

Motion abgelehnt

Der dringende Handlungsbedarf wurde auch auf einer nationalpolitischen Ebene wahrgenommen. Nationalrätin Franziska Roth (SP/SO) und Ständerätin Eva Herzog (SP/BS) forderten mit je einer Motion im Rahmen der Sommersession die Bereitstellung von Bundesmitteln für finanzielle Notlagen von Studierenden und Auszubildenden. Trotz standhaften Argumenten und der aktuell herausfordernden Situation im Bildungssektor wurde die Motion im Nationalrat mit 77 zu 100 Stimmen und im Ständerat mit 17 zu 21 Stimmen abgelehnt. Es gebe bereits heute ausreichende Instrumente zur Unterstützung von benachteiligten Studierenden, argumentierte der Bundesrat. Die bürgerliche Mehrheit in beiden Kammern folgte ihm.

6’000 Personen mit Studiumsabbruch konfrontiert

Und dieser Bildungsfond schenkt vielen Auszubildenden und Studierenden Hoffnung. Laut dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) bieten die Hälfte aller Hochschulen spezifische Nothilfe an. Folglich hat die andere Hälfte keinen Zugang zu finanziellen Hilfeleistungen. Laut einer Erhebung der Uni Bern geben von 1’316 Studierenden 15% einen Nebenjobverlust an, 11% haben finanzielle Probleme und 19% der Studierenden befürchten eine Verlängerung des Studiums. Laut der Medienmitteilung von EDUCA SWISS sind somit von den rund 300’000 Studierenden 6’000 Personen mit dem Abbruch ihres Studiums konfrontiert. 

Bereits 600’000 Franken vergeben

Seit Beginn der Corona-Krise spiegelt sich die Not auch in den Anmeldezahlen von EDUCA SWISS, der Schweizerischen Stiftung für Bildungsförderung und -finanzierung wider, welche sich vervierfacht haben. In den vier Jahren Tätigkeit von EDUCA SWISS bis 2019 haben sich 1‘800 Kandidierende angemeldet. Allein im Jahr 2020 waren es aufgrund der Krise beinahe genauso viele, nämlich 1‘688. EDUCA SWISS hatte dazu bereits im ersten Lockdown als eine der ersten Institutionen eine schweizweite Lösung parat, welche schnell und unkompliziert Hilfe leisten konnte. Ein Covid-19-Notfallfonds wurde innert kürzester Zeit aktiviert und überbrückte die finanziell schwierige Lage der Studierenden mit zinslosen Darlehen bis zu 5‘000 Franken. Mit rund 600’000 Franken konnten rund 140 Personen in Not unterstützt und konkrete Studienabbrüche und Überschuldungen abgewendet werden. Der Covid-19-Notfonds von EDUCA SWISS würde in Kürze erschöpft sein. Die Initiative von SwissFoundations schafft somit Zeit für eine Erholung der wirtschaftlichen Lage und sichert gleiche Chancen für alle.

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