Als die Dotcom-Blase anfangs der Nullerjahre platzte, stand Romano Strebel quasi daneben. Die Faszination für Digitales hat er aber nicht verloren: heute ist er Mitgründer von Ron Orp und 100-Days. Uns hat er erzählt, wie es dazu gekommen ist.
„Nach der Grundschule habe ich das KV gemacht. Ich weiss auch nicht mehr genau wieso. Ich hab das damals durchgezogen und die Kaufmännische Lehre bei der Werbevermarkterin Publicitas abgeschlossen.
In meinem eigenen Umfeld, in meiner Familie, sind viele Unternehmer oder Kulturschaffende. Deshalb hatte ich schon immer das Gefühl, ich müsse irgendwann selbständig werden.
Mein eigentlicher Berufseinstieg im Bereich Marketing war bei einer Werbeagentur an der Hardturmstrasse in Zürich. Ich lernte dort extrem spannende Leute kennen, mit vielen davon habe ich noch heute Kontakt. Die meisten sind richtige „Macher“ geworden, Leute mit Ideen und Energie, die etwas auf die Beine stellen wollen.
Es war die Zeit Ende der Neunziger und anfangs der Nullerjahre, als Digitalisierung für viele noch „Wilder Westen“ war, aber auch nach ganz grossem Geld klang. Das war der erste Sprung der Digitalisierung. Ein Sprung, der aber erst mal auf der Nase enden würde.
Ich habe nebenher immer Schulen im Bereich Marketing besucht. Erst eine Ausbildung zum Werbeassistenten an der Sawi in Zürich und später eine höhere Fachausbildung unter dem Marketing-Professor Manfred Bruhn. Schlussendlich wurde ich eidgenössisch diplomierter Marketingleiter.
Die Bank Vontobel wollte in dieser Zeit, inspiriert von der Internet-Welle, eine neue Art von Bank erfinden. Dazu haben sie in Oerlikon ein Haus gemietet, Programmierer aus Indien eingeflogen und unsere Agentur mit dem Mandat betreut. Dann platzte die Dotcom-Blase. Und alle standen plötzlich auf der Strasse.
Ich habe ein extremes Grundvertrauen, ich glaube an die Dinge, die ich tu.
Das war richtig abenteuerlich, aber nicht selten. Ich kannte jemanden, der zu dieser Zeit den Auftrag hatte, zirka hundert Leute für eine Internet-Firma zu rekrutieren. Bis sich herausstellte, dass die Firma gar nichts produzierte sondern ein reines Luftschloss war. Solche Geschichten gab es ein paar Mal, kurz bevor die Blase platzte.
Aber das Ganze inspirierte mich. Ich begann mich privat für das Thema Digitalisierung und Internet zu interessieren. Ich hatte das Gefühl, hier kommt etwas Riesiges, das eine unglaubliche Chance sein kann, für alle, die selber denken wollen.
Danach habe ich fünf Jahre bei Jung von Matt Limmat gearbeitet und später die Co-Geschäftsführung der Internetagentur mitLinks übernommen. Zur gleichen Zeit entstand privat die Idee von Ron Orp.
Ich habe ein extremes Grundvertrauen, ich glaube an die Dinge, die ich tu. Wenn man Energie in etwas rein gibt, dann kommt das zum Laufen. Ron Orp zu gründen war die beste Entscheidung in meinem Leben. Ohne detailliertes Konzept, aber mit einer guten Idee. Und im Nachhinein betrachtet, lancierten wir es 2004 auch zu einem sehr guten Zeitpunkt – Facebook lancierte sein Portal übrigens im gleichen Jahr.
Ich musste mich innerhalb weniger Monate auf das Wissensniveau eines Finanzmarkt-Spezialisten und Juristen einlesen.
Ich fühle mich heute sehr wohl in meiner Rolle. Ich kann immer wieder in neue Bereiche eintauchen. 2012 haben wir die Crowdfunding-Plattform 100-Days gegründet. Wir waren Pioniere in der Schweiz und brachten Projektfinanzierungen und Crowdfunding in die Schweiz.
Dafür musste ich mich innerhalb weniger Monate auf das Wissensniveau eines Finanzmarkt-Spezialisten und Juristen einlesen. Befreundete Anwälte dachten, ich spinne. Als Nichtjurist mit den Anwälten der Bankenaufsicht an einem Tisch zu diskutieren. Aber was sollte ich tun? Ich war auf der Suche nach neuen Lösungen für mein Projekt, da helfen einem im Normalfall auch keine Anwälte. Am Schluss hat das ja auch gut geklappt.
Ich würde allen einen dualen Weg empfehlen. Ich glaube, die Kombination aus Studium und anderseits mit dem eigenen Start-Up hart im Markt zu sein, ist ein sehr gutes System, um erfolgreich in die Zukunft zu gehen. Dabei ist eine gute Grundausbildung und sich laufend neues Wissen anzueignen sehr wichtig, um nachhaltig am Ball zu bleiben.“