In der faszinierenden Welt der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und Akupunktur spielt Simon Becker eine spannende Rolle. Als erfahrener Therapeut und engagierter Schulleiter der Chiway Akademie in Winterthur bringt er nicht nur umfangreiches Fachwissen ein, sondern verbindet auch auf einzigartige Weise Praxis und Theorie, Tradition und Wissenschaft. Im Interview gewährt uns Simon Becker einen Einblick in seinen persönlichen Werdegang, teilt seine Einsichten sowie die Besonderheiten der Aus- und Weiterbildungen an der Chiway Akademie.

Simon Becker

Simon, kannst du uns einen Einblick in deinen Werdegang geben und erzählen, weshalb du in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und Akupunktur tätig zu wurdest?

Ich bin ursprünglich als Austauschschüler nach Amerika gereist. Nach meinem Austauschjahr habe ich an einem College ein Stipendium bekommen und bin geblieben. Zuerst studierte ich Chemie und Biochemie als Vorbereitung für ein Medizinstudium. In den USA nennt man das Premed. Die Komplementärmedizin hat mich hingegen schon damals interessiert und so habe ich begonnen, Bücher zur Akupunktur und chinesischen Medizin zu lesen. Diese Art von Medizin hat mich so sehr fasziniert, dass ich nach einem Studium für Akupunktur und TCM Ausschau hielt. Dieser Studiengang wurde bereits 1994 in den USA angeboten. Ich habe meinen Entschluss, diese Art von Medizin zu erlernen, nie bereut!

Als Therapeut bist du direkt in der Patientenversorgung tätig. Welche persönlichen Erfahrungen oder Begegnungen haben deinen Weg in der Therapie geprägt und beeinflusst?

Es ist die Gesamtheit der Erfahrungen, die prägend ist. Die Akupunktur und Chinesische Medizin sind ein sehr schöner Beruf. Die beiden Bereiche ermöglichen einen tiefen Einblick in verschiedene Leben und Schicksale und erlauben es dem Therapeuten, in viele Fällen Hilfe anzubieten. Es sind die zahlreichen kleinen, individuellen Erfolge welche den Beruf so erfüllend machen.

Welche Tipps würdest du angehenden Therapeuten und Studierenden geben, die sich für eine Karriere in der TCM, Akupunktur oder Naturheilpraktik interessieren?

Es braucht Offenheit für die neue Sicht auf Gesundheit und Krankheit welche die Chinesische Medizin mit sich bringt. Und es braucht Durchhaltevermögen. Die Ausbildung ist lang und es braucht Zeit, bis man ein tieferes Verständnis entwickelt. Man muss sich diese Zeit geben.

Wie siehst du die Relevanz der Traditionellen Chinesischen Medizin und der Akupunktur in der heutigen modernen Gesundheitslandschaft?

Die Akupunktur gehört zu den am besten erforschten komplementärmedizinischen Methoden. Die Wirkung ist klar belegt. Die Akupunktur und damit auch die TCM wird weiter an Bedeutung zunehmen und vermehrt ins Gesundheitssystem integriert werden.

Welchen Beitrag leisten Naturheilpraktiken zur ganzheitlichen Gesundheitspflege, insbesondere im Vergleich zur konventionellen Medizin?

Die konventionelle Medizin ist wichtig. Aber die komplementärmedizinische Medizin eben auch. Es ist die Kombination, welche für die Patientinnen und Patienten die besten Lösungen anbietet – auch aus wirtschaftlicher Sicht. Da gibt es noch sehr viel Potenzial.

Wie findest du die Balance zwischen deiner Tätigkeit als Therapeut in der Praxis und deiner Verantwortung als Schulleiter der Chiway Akademie?

Die beiden Tätigkeiten befruchten sich. Die therapeutische Tätigkeit ermöglicht mir, am Puls der Praxis zu bleiben. Damit verstehe ich, was die Studierenden wirklich lernen müssen, was in der Praxis zählt. Als Schulleiter und Dozent bin ich im Kontakt mit zahlreichen Top-Referenten aus aller Welt und befasse mich mit der aktuellen Literatur. Somit bleibe ich bestens informiert.

Welche Herausforderungen und Erfahrungen bringen sowohl die Rolle des Therapeuten als auch die des Schulleiters mit sich, und wie ergänzen sie sich in deiner täglichen Arbeit?

Die Herausforderung als Therapeut ist die Tatsache, dass man nicht immer helfen kann. Da muss man sich abgrenzen können, sein Bestes zu geben und dann aber auch loslassen zu können. Als Schulleiter ist eine der grössten Herausforderungen, das «Denksystem» der chinesischen Medizin den Studierenden vermitteln zu können. Und zwar so, dass sie langsam und stetig hineinwachsen – sodass es also keine Überforderung ist.

Die Chiway Akademie betont die Verbindung von Praxis und Theorie, Tradition und Wissenschaft in der Ausbildung. Wie wird diese Philosophie in den Ausbildungen konkret umgesetzt?

Alle unsere Dozierenden sind aktiv in der Praxis tätig. Was wir weitergeben, ist die Praxis der Akupunktur und Chinesischen Medizin, basierend natürlich auf der Grundtheorie. Und so gestaltet sich auch unser Unterricht. Er ist sehr praxisbezogen.

Die Verbindung von Wissenschaft und Tradition ist uns ebenfalls wichtig. Damit die Akupunktur und chinesische Medizin im Gesundheitswesen Fuss fassen können und in Kombination mit der konventionellen Medizin eingesetzt werden, braucht es neben den traditionellen Aspekten auch ein Verständnis von Wissenschaft. Diese Philosophie versuchen wir zu leben und zu vermitteln. Ich zum Beispiel praktiziere an der Policlinic für Chinesische Medizin an einem westlichen Spital. Ich versuche täglich, diese Kombination und Integration zu leben.

Welche Alleinstellungsmerkmale machen die Aus- und Weiterbildungen an der Chiway Akademie besonders, insbesondere im Vergleich zu anderen Institutionen, die TCM und Akupunktur unterrichten?

Bei der Ausbildung ist es das Dozententeam: Wir verfügen über ein Dozententeam mit sehr viel klinischer Erfahrung. Die meisten unserer Dozenten haben 15-20 Jahre oder mehr Erfahrung. Das zweite Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir kleine Klassen haben und ein persönliches Umfeld. Wir sind der Meinung, dass dies wichtig ist, um ein tieferes Verständnis der chinesischen Medizin zu entwickeln.

Im Bereich Weiterbildung sind es die Top-Referenten, die wir zu uns holen. Es sind die führenden Referenten aus der ganzen Welt. Das befruchtet natürlich auch wieder unsere Dozierenden und die gesamte Schule.


Chiway Akademie

Die Chiway Akademie ist die älteste Schule für Akupunktur und Asiatische Medizin in der Schweiz. Dr. Hamid Montakab gründete die Schule 1986 im Geiste der alten Medizintradition. Diesem Geist ist die Akademie weiterhin verpflichtet, sowohl im Studium der klassischen Texte wie auch bezüglich der Ausbildung in den medizinischen Grundlagenfächern.

Die Akademie bietet anerkannte Ausbildungen in den Disziplinen Akupunktur, Tuina-Therapie, Chinesische Arzneitherapie sowie Komplementärmedizin an. Das zweite Standbein der Akademie ist die Weiterbildung, für welche die Akademie Topreferenten und führende Expertinnen aus aller Welt einlädt.

Die Ausbildungen an der Chiway Akademie befassen sich intensiv mit den Grundlagen der Akupunktur, einschliesslich der präzisen Anwendung von Nadeln an bestimmten Akupunkturpunkten entlang der Meridiane im Körper. Die Behandlungsmethoden erstrecken sich über verschiedene Sitzungen und zielen darauf ab, verschiedene Beschwerden und Krankheitsbilder durch die Regulation des Energieflusses in den Leitbahnen zu lindern. Im Einklang mit der Schulmedizin werden dabei nicht nur Schmerzen behandelt, sondern auch die Lebensenergie stimuliert, Endorphine freigesetzt und die Selbstheilungskräfte aktiviert. Dieser ganzheitliche Ansatz macht die Chiway Akademie zu einer führenden Institution im Bereich der Akupunktur und Komplementärmedizin.

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