Wie man eine Prüfung trotz Katzenfilmen besteht

Leseprobe

Austausch von Katzenfilmen, Online-Shopping und Selfies während der Vorlesung – jede/r Studierende kennt solche Konzentrationsschwierigkeiten. Severin Hofer hat solche und andere Erlebnisse aus dem Studium in seiner Bachelorthesis beschrieben. Obwohl sie abgelehnt wurde, sind die Geschichten nun gesammelt als Buch mit dem Titel „Punkten durch Bildung“ erschienen. Hier eine seiner Anekdoten über das einfache Bestehen von Prüfungen.

„Ich möchte Sie darum bitten, leiser zu sein“, sagt die Dozentin mit bestimmter Stimme. Es ist ein schwieriges Unterfangen, mit einer Bitte alle Anwesenden zu erreichen. Der Hörsaal der Pädagogischen Hochschule Zug ist gross. Über hundert Studierende sitzen in den Reihen. Und der Lärmpegel bewegt sich in einem Bereich, der die Konzentration erheblich beeinträchtigt. Irgendwann reisst der Geduldsfaden. So wie jetzt. Ein Grossteil der Anwesenden registriert die Bitte und wechselt in einen angenehmen Flüsterton. Heute irritiert der Lärmpegel die Dozentin. Mich auch. Nicht etwa, weil sonst Konzentration und Lernwille den Raum einnehmen. Nein. Viele unterhalten sich während der Vorlesung jeweils mit ihrem Smartphone. Das ist Stillarbeit. Da werden auf Zalando Kleider gekauft. Lustige Katzenfilme konsultiert und Bilder von sich selbst geknipst. Selfies. Meist mit einem netten Spruch unterlegt. Vorlesung am Brennen. Darauf habe ich in einer vergangenen Vorlesung einen Blick erhascht, dieser Spruch gefällt mir bis heute am besten. An mir selbst zieht dieses Unterhaltungsformat vorbei. Ich habe kein Smartphone. Bleibt nur der Laptop. Diesen vor sich zu haben, ist in der Vorlesung verboten. Es würde die Studierenden unnötig ablenken. Sie würden der Vorlesung nicht folgen. Und so höre ich gezwungenermassen der Dozentin zu. Heute fällt das schwer. Wegen des Lärmpegels. Deshalb bin ich froh, dass meine Mitstudierenden der Bitte der Dozentin nachkommen. Ohne Smartphone vergehen die Minuten schleppender. Aufpassen hingegen hat nur eine schwach beschleunigende Wirkung. Und Weghören ist unklug. Der Inhalt der Vorlesung ist prüfungsrelevant. Doch das scheint vielen gleichgültig zu sein. Warum, beantwortet eine E-Mail zum Semesterende.

Punkten durch Bildung
Severin Hofer hat einiges im Studium erlebt und die Erfahrungen in seiner Bachelorarbeit zusammengefasst. Da diese jedoch nicht die Anforderungen und wissenschaftlichen Kriterien erfüllt hat, wurde sie vorerst abgelehnt. Der Effort hat sich trotzdem gelohnt, denn Severin Hofer hat die in seinem Studienalltag erlebten Anekdoten nun als Buch veröffentlicht: „Punkten durch Bildung“. Schnell wird klar, die Geschichten könnten von jeder Schweizer Hochschule stammen. Bestellen kann man das Buch auf Buchhaus.ch.

In über achtzig Postfächer hat sie ihren Weg gefunden. Eine Mitstudentin hat sich die Mühe gemacht, die meisten Namen des Jahrgangs herauszusuchen. An die verbleibenden Studierenden solle der Inhalt der E-Mail doch weitergeleitet werden, so ihre Bitte. Denn dieser ist von grossem Interesse für alle. Im Anhang finden sich auf 27 Seiten verteilt die Lösungen für den Onlinetest der Vorlesung. Grafisch schön dargestellt. So einfach kommen Studierende in diesem Semester zum Lernerfolg. Es ist deshalb fast zynisch, dass in der Facebookgruppe des Jahrgangs gegenseitig viel Erfolg beim Test gewünscht wird. Erfolgreich ohne Leistung.