Jede Woche geht die Zeit wie in Sekunden um, die Woche streitet voran und irgendwie wartet man immer auf den Freitag. Freitags, an dem man mit Freunden nach draussen geht, sich verabredet oder einfach nur eine Runde Netflix geniesst. Der Tag der Woche, dieser eine Tag, der deine doch noch rettet, nach den letzten Tagen und vielleicht auch Monaten. 

Montagmorgens sage ich mir beim Aufwachen: „Steh auf, es ist Montag, wir haben den so und so vielten September und du hast nur noch 4 Tage bis zum Wochenende, nur noch drei Tage zum Vize-Freitag und nur noch etliche Stunden Uni vor dir.“
Schlicht und einfaches Abzählen, selbstmotivierende Worte und ein bisschen Neid auf die, die nicht aus dem Bett müssen.

Und trotzdem macht man es, Woche für Woche wartet man auf den Freitag. Woche für Woche kommt man am Freitag an und denkt sich abends dann im Bett: „Ach mist, es ist ja schon fast Samstag, das heisst, bald ist wieder Montag.“ Und wir leben im stetigen Stress, zwischen Alltag und Beruf, zwischen Pflichtbewusstsein und Keine-Lust-haben und doch irgendwie im Dilemma, ob man jetzt wirklich zur Arbeit geht. Dazu kommt das Problem, mit dem keine Zeit haben, denn man hat nie für etwas Zeit. Ein schlauer Mann hat mal zu mir gesagt, als ich ihm im vollen Nachhause-Zug von meinem übermässigen Stress erzählt habe und darauf meinte, ich habe keine Zeit für Freizeit: „Du hast nicht keine Zeit… Du willst dir nur keine nehmen!“ Hatte er Recht? Nehme ich mir wirklich keine Zeit fürs Durchatmen? Nehme ich mir einen Tag frei, wenn ich krank bin und eigentlich lieber im Bett bleiben sollte? Ich tue es nicht, weil ich das Gefühl entwickelt habe, nicht wirklich akzeptiert zu werden, wenn ich mir selbst Zeit gönne. Wieso ist das nur so, wieso sind wir im stetigen Stress zwischen Pflicht und Vergnügen, obwohl Zweitgenanntes ja sowieso zu kurz kommt?

“The only difference between a rut and a grave are the dimensions.”
― Ellen Glasgow

Wir leben in einer Welt, in einem Land voller Strukturen. Wir müssen dann in der Uni sein, dann haben wir Mittag, dann ist Schluss und dann mache ich noch meine Hausarbeit fertig, an Ferien kann ich nicht denken, es ist noch so viel zu erledigen. Dann sitzt du also nach gefühlten zwanzig Stunden zuhause und schreibst deine Hausarbeit, und die ganze Zeit hast du im Hinterkopf: „Nur noch so und so viele Seiten, wenn ich mit dieser Arbeit fertig bin, gönne ich mir ein paar Tage Ruhe und verbringe meine Freizeit mit den Dingen, die ich eigentlich wirklich machen möchte.“ Und um dich so selbst zu motivieren, malst du dir Szenarien aus, wie es doch jetzt sein könnte, wenn du momentan nichts zu tun hättest.

Ja, so denke ich auch, ziemlich oft sogar, ganz besonders in der Prüfungsphase. Und jedes Mal verspreche ich mir selbst ein Zückerli, was ich aber dann doch nicht mache, den kaum habe ich die Arbeit fertig, kommt schon das Nächste, was dich in die Knie zwingt und dir doch eigentlich wünschst, lieber eine Pause gemacht zu haben. Doch noch ein paar Tage durchgeatmet zu haben. Und dann geht es weiter, du nimmst dir wieder etwas vor, mit was du dich nach deiner stressigen Zeit belohnen kannst und irgendwie geht es so immer wie weiter, wie in einem gefühlten Teufelskreis. Und ich behaupte jetzt, dass dieser Teufelskreis und Abwärtsspirale der Grund dafür ist, dass wir junge Menschen Burnouts erhalten, nicht mehr weitermögen, einfach nur noch schlafen möchten und irgendwie doch das eigene Leben leben. Ich habe vielleicht knapp ein Viertel meines Lebens hinter mir, und trotzdem sage ich mir immer: „Nach diesem Stress kannst du wieder dein Leben geniessen.“ Und eigentlich ist das das Problem, denn man sollte eigentlich ja immer sein Leben geniessen, schliesslich bin ich nicht 22 Jahre auf der Welt, um mir mit 65 dann endlich eine Pause zu gönnen.

People are waiting all week for friday, all year for summer, all life for happiness. So stop waiting and start living.
– Autor unbekannt

Und dann, dann steht der Freitag wieder vor der Tür, man amüsiert sich und nach einer gefühlten Sekunde ist sonntagnachts, man liegt grübelnd im Bett und denkt sich: „Ach nein, morgen ist schon wieder Montag.“

Dieser Beitrag ist als Erstpublikation auf tize.ch erschienen.