Cinzia Zehnder, eine ehemalige Profifussballerin, hat sowohl auf dem Spielfeld als auch abseits davon beeindruckende Erfolge erzielt. Mit ihrer Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2015 und ihrem Engagement für den FC Bayern München hat sie sich einen Namen gemacht. Doch neben dem Sport verfolgte sie auch ihre Leidenschaft für Medizin und absolvierte ein Studium in diesem Bereich.
Was war das bisherige Highlight deiner Sportkarriere und warum?
Das Highlight meiner Sportkarriere war die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2015 in Kanada. Es fühlte sich so surreal an, mit der Schweiz an so einem grossen Turnier teilnehmen zu dürfen und am Ende sogar noch vor 60’000 Zuschauer*innen gegen Kanada in Vancouver spielen zu können.
Was gefällt dir am meisten an deinem Sport
Am meisten fasziniert mich die Herausforderung, mit dem Fuss einen Ball ins Tor zu befördern. Obwohl es zunächst trivial klingt, ist es genau das Zusammenspiel mit zehn anderen Personen, die dasselbe Ziel verfolgen, und die Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen, die meinen Sport so besonders macht. Egal ob es regnet oder die Sonne scheint, an einem Wochenende auf irgendeinem Platz – Hauptsache, wir haben eine gute Zeit beim Kicken. Das ist für mich persönlich immer wieder ein absoluter Höhepunkt.
Weshalb hast du dich für deine Studienrichtung entschieden?
Weil es für mich nichts Erfüllenderes gibt, als für Menschen da zu sein und ihnen zu helfen bzw. beizustehen. Das, zusammen mit meiner Faszination für Naturwissenschaften ergab dann den «perfect match» für Medizin.
Du hast Fragen zu Spitzensport und Studium?
Swiss Olympic ermöglicht auf eduwo Athlet*innen einen Erfahrungsaustausch zum Thema «Spitzensport und Studium». Athlet*innen mit Studieninteresse finden dabei geeignete Kontakte und erhalten Antworten auf ihre Fragen zu Studium und Leistungssport.
Wie bist du vorgegangen, um das für dich passende Studium zu finden? Wärst du froh gewesen, wenn du auf Erfahrungen von aktuellen / ehemaligen Studierenden hättest zurückgreifen können?
Ich habe damals die Studieninformationstage an der UZH besucht und bin zusätzlich noch in der Kantonsschule zu einer Studienberaterin gegangen. Da in meiner Familie sowie in meinem Freund*innenkreis bereits einige Medizin studiert hatten, war ich sehr dankbar, dass ich auf ihre Erfahrungen zurückgreifen konnte.
Wie hat dein Sport die Studienwahl beeinflusst?
Ehrlich gesagt gar nicht. Nach der Matura habe ich zwei Jahre in Freiburg professionell Fussball gespielt und bereits dort versucht, nebenbei Medizin zu studieren. Als ich dann gemerkt habe, dass das so nicht aufgeht, stand für mich fest, dass ich für das Studium wieder zurück in die Schweiz kommen und somit dem Fussball wieder ein bisschen weniger Priorität geben werde. Für mich stand nie in Frage, etwas anderes zu studieren aufgrund des Fussballs. Dafür war meine Faszination für die Medizin zu hoch.
Hattest du spezielle Vereinbarungen mit der Universität/Hochschule? Wenn ja: Welche Vereinbarungen und wie hat es sich ergeben? Wenn nein: Hättest du dir eine Sonder-Vereinbarung gewünscht?
Ich hatte keine besonderen Vereinbarungen mit der Universität. Während des Studiums habe ich jeweils vorzu mit den zuständigen Studienkoordinator*innen Kontakt aufgenommen und versucht, alles mit ihnen zusammen zu organisieren (Praktika verschieben, Gruppen wechseln etc.). Es wäre jedoch super, wenn es eine solche Sonder-Vereinbarung geben würde, die die Organisation von Sport und Studium erleichtern würde und man nicht auf eigene Faust alles planen und koordinieren muss.
Wie schwierig ist es, Spitzensport und Studium unter einen Hut zu bringen? Welche Herausforderungen gab es?
Meiner Meinung nach muss man sich einfach bewusst machen, was die persönlichen Prioritäten sind. Für mich war während den ersten vier Jahren des Studiums klar, dass ich weiterhin intensiv Fussball spielen möchte und somit kaum Zeit für andere Aktivitäten des Studierendenlebens hatte. Und das war völlig in Ordnung für mich. Entsprechend hat es sich subjektiv nicht «schwierig» angefühlt, beides unter einen Hut zu bringen, weil für mich diese zwei Dinge eine hohe Wichtigkeit hatten und ich meinen Alltag dementsprechend plante. Am Ende war es «Normalität», beides gleichzeitig zu machen, weil man es wie nicht anders kannte.
Die grösste Herausforderung ist dabei, genug Organisationsfähigkeit und Disziplin an den Tag zu legen. Die Wochen sind sehr durchstrukturiert und nehmen einem die Spontanität des Lebens leider ein bisschen weg.
Weshalb war es dir wichtig, neben der Sportkarriere noch ein Studium zu absolvieren?
Für mich war von Anfang an klar, dass ich meine Karten nicht komplett auf den Sport setzen möchte. Gerade im Fussball, wo man sehr oft sehr stark fremdbestimmt ist und eine Verletzung, ein Trainer*innenwechsel oder eine ungünstige Mannschaftsdynamik direkt das Ende der Karriere bedeuten können. Ausserdem bin ich sehr leicht begeisterungsfähig und habe Interesse in vielen anderen Bereichen als nur Fussball. Ich hätte es schade gefunden, diesen Interessen nicht nachzugehen.
Was würdest du künftigen Athlet*innen raten, die Spitzensport und Studium vereinen möchten?
Dass sie es unbedingt tun sollen, solange der geleistete Aufwand und die entsprechende Rendite für sie persönlich stimmen. Solange ihnen der Sport Energie gibt, sie dafür brennen und es Spass macht, kriegt man alles organisiert. Ausserdem lohnt es sich, von Anfang an offen mit dem jeweiligen Dekanat zu kommunizieren und im besten Fall bereits vor Studiumsbeginn Lösungswege zu finden, um Studium und Sport bestmöglich vereinen zu können.
Wenn du einmal bei einer berühmten Person in den Unterricht sitzen dürftest, wer wäre es? Und weshalb?
Nadia Nadim. Sie ist eine dänische Fussballspielerin, die damals aus Afghanistan mit ihrer Familie geflüchtet ist, sehr viel Traumatisches erlebt, aber dennoch nie aufgegeben hat und jetzt mit einem abgeschlossenen Medizinstudium und einer äusserst erfolgreichen Fussballkarriere dasteht.
Cinzia Zehnder
Cinzia Zehnder, geboren am 4. August 1997 in Zürich, ist eine ehemalige Spitzensportlerin, die sowohl in der 2. Mannschaft des FC Bayern München als auch für die Schweizer Nationalmannschaft aktiv war. Sie hat während ihrer Karriere bemerkenswerte Leistungen erzielt. Cinzia’s sportlicher Höhepunkt war die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2015 in Kanada, wo sie mit der Schweiz die Chance hatte, vor 60.000 Zuschauern gegen Kanada in Vancouver zu spielen. Neben dem Fußball verfolgte sie auch ihr Interesse an Medizin.