Nebenjobs sind für Studierende essenziell. Laut dem Bundesamt für Statistik (BfS) macht das Arbeiten neben dem Studium knapp 40% des Einkommens der Lernenden aus. Mit dem Wegfall der Studentenjobs droht nun die Schere zwischen den finanziell schwächeren Studierenden und den wohlhabenderen noch grösser zu werden.
Unter der Woche sitzen sie in der Aula und hören den Vorlesungen zu. An Wochenenden findet man sie hinter den Bartheken, an Veranstaltungen als Aushilfe oder lustig und heiter als Dialoger und Dialogerinnen auf den Strassen. Das klassische Doppelleben der Studierenden. Laut Bundesamt für Statistik verbringen 73% der Studierenden ihre Freizeit neben dem Studium mit einem Nebenjob. Seit der Corona-Krise haben die meisten Studierenden und Lernenden die essenziellen Nebenjobs verloren. Die Anfragen nach Bildungsdarlehen bei der Stiftung haben sich laut Marco Billeter, Stiftungsratspräsident der EDUCA SWISS, im Interview mit SRF verdreifacht. Doch auch die Eltern und die Familienmitglieder, die wichtigsten Einnahmequellen der Studierenden, trifft die Krise. Das Bundesamt für Statistik verzeichnet im Februar 2021 eine Steigerung der Arbeitslosenzahl um 42,5% gegenüber dem Vorjahresmonat. Somit droht eine Welle von Studienabbrüchen, welche eine Chancenungleichheit der Schweiz mit sich reisst.
Licht am Ende des Tunnels
Ein Funken Hoffnung besteht trotzdem. Die gemeinnützige Stiftung EDUCA SWISS vergibt dank einer Kooperation mit der Fondation Philanthropique Familie Sandoz weitere Notfall-Darlehen für Lernende in Not. Es stehen über 600’000 Franken zur Verfügung, welche an Studierende vergeben werden können. Studierende und Lernende in Weiterbildungen können auf unkomplizierte Art und Weise ein zinsloses Darlehen bis zu 5’000 Franken beantragen, welches nach dem Berufseinstieg zurückbezahlt wird oder bereits vorher beglichen werden kann. Für höhere Beiträge stellt die Stiftung Bildungsdarlehen zu non-profit-Tarifen zur Verfügung.
«Bund muss Stiftungen unterstützen»
Die Diskussion bezüglich der finanziellen Unterstützung geht weiter. «Es ist eine besondere Lage und es braucht jetzt einen besonderen Effort» betont SP-Nationalrätin Franziska Roth und schlägt deshalb eine Bereitstellung von einem bundesweiten Nationalfonds und eine Zusammenarbeit zwischen dem Staat und der Privatwirtschaft vor, eine sogenannte «Public-private-Partnership».
Bundesrat reagiert
Der Bundesrat antwortet auf den Lösungsvorschlag von Roth. Der Bundesrat habe keine detaillierte Information über die finanzielle Situation von Studierenden im Zusammenhang mit der Covid-19-Krise. Zusätzlich seien laut Angaben der Schweizer Universitäten keine Verzeichnungen von Studienabbrüchen gemacht worden im Vergleich zum Vorjahr. Die Unterstützung für Studierende würde in der Verantwortung der Kantone und Universitäten liegen. «Dazu gehören genau die öffentlich-privaten Partnerschaften, die in die Zuständigkeit der Universitäten fallen: Während der Krise profitierten sie von der Unterstützung von Stiftungen und anderen privaten Gebern, um neue Notfallmechanismen vorzuschlagen.», antwortet der Bundesrat. Aus diesen Gründen und unter Berücksichtigung der Gewaltenteilung sei die Einrichtung eines nationalen Notfallfonds auf Anfrage nicht erforderlich.
Stiftungen und Verbände geben sich nicht zufrieden
EDUCA SWISS, der Dachverband FH Schweiz und der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) geben sich mit der Antwort nicht zufrieden und wenden sich mit einem offenen Brief an den Bundesrat und präsentieren einen konkreten Lösungsvorschlag. Die Unterzeichnenden verlangen im Schreiben ein koordiniertes bundesweites Angebot für Studierende, welche ein Darlehen aufnehmen möchten. Obwohl manche Hochschulen und Stiftungen seit Beginn der Pandemie zinslose Notfall-Darlehen verliehen haben, reichen diese gemäss dem offenen Brief nicht aus und sind je nach Kanton sehr unterschiedlich ausgefallen. Die Bereitstellung eines bundesweiten Nothilfefonds für die Studierende oder die Vergabe von 5’000 Franken in Form eines Stipendiums nach klaren, einfachen Kriterien sind einige der genannten Lösungsvorschläge zur Prävention der Studienabbrüche. Die Antwort des Bundesrates ist noch ausstehend.
Warum man sich trotzdem weiterbilden soll
Die persönliche finanzielle Situation sollte niemanden von Bildung abhalten. EDUCA SWISS ist nur eine von mehreren Institutionen, welche Studierenden finanziell unter die Arme greift. Bildung ist eine Investition für die Zukunft, welche sich immer auszahlt und wichtiger ist denn je. Erst recht in Zeiten wie der momentanen Krise. Man lernt nie aus und sich weiterzubilden bedeutet auch, sich einen Vorteil beim Bewerben für künftige Stellen zu verschaffen und neue Fähigkeiten zu erlernen. Melde dich bei EDUCA SWISS an und setze einen Fuss in deine Wunschkarriere.
Bild: Unsplash