Tobias Schubert, Co-Founder von Farmy, sagt uns im Interview, welche Attitüde Gründer/- innen mitbringen sollten, weshalb es egal ist, was man studiert und welche wichtigen Skills er sich in seiner Ausbildung angeeignet hat.
Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Startup zu gründen?
Mein Mitgründer Roman und ich wollten unsere Leidenschaft mit dem Gelernten verbinden. Wir beide hatten bereits zahlreiche Erfahrungen im E-Commerce-Bereich gesammelt – vom Aufbau bis zum Management. Es ging uns darum, dieses Wissen mit intrinsischer Motivation zu verbinden. Unser gemeinsamer Nenner: Der enge Bezug zur Landwirtschaft. Wir kombinierten also unser Knowhow mit unserer Leidenschaft und daraus ergab sich die Idee für einen Online-Marktplatz für nachhaltige Lebensmittel.
Was braucht es, um ein Startup zu gründen?
Es braucht drei Komponenten:
Erstens braucht es ein warmes Herz. Man muss für das Thema brennen.
Zweitens benötigt man einen kalten Kopf. Dazu gehört eine sorgfältige Marktanalyse und ein guter Businessplan.
Zu guter Letzt – und das ist fast das Wichtigste: Working Hands. Das heisst, man muss eine Macher-Mentalität haben.
Was machst du, wenn du nicht gerade arbeitest?
Die Familie steht für mich an erster Stelle. Ich habe zwei kleine Kinder, mit denen ich gerne viel Zeit verbringe. Ansonsten mache ich gerne auch mal einen Triathlon, Freeriding, fahre Vespa oder gehe Angeln. Wenn ich für all die Hobbys einmal im Jahr Zeit habe, ist das eine schöne Sache. (lacht)
Was hast du von deiner Ausbildung mitgenommen, das für deine Gründung nützlich war?
Ich habe internationale BWL an einer kleineren Privatuni in Deutschland studiert. Am Nützlichsten waren für mich die Social Skills. Dazu gehört unter anderem das Präsentieren von Case Studies, bei dem ich gelernt habe, ein komplexes Thema leicht verständlich und möglichst selbstsicherer einem Publikum vorzustellen. Auch das Auslandjahr war bereichernd – man wird aus der Kleindenke herausgerissen, lernt andere Kulturen kennen. Ich habe meines in Moskau absolviert, nach dem Studium gleich acht Jahre dort gearbeitet und so Roman kennengelernt.
Welches ist das beste Studium für angehende Gründer/-innen?
Ich denke, es ist es relativ egal, was man studiert. Denn höchstwahrscheinlich wird man nicht allein gründen, sondern sich mit anderen zusammentun, deren Skills die eigenen ergänzen. Das Wichtigste ist die Kämpfermentalität und die Bereitschaft, an und manchmal über seine Grenzen zu gehen.
Theorie oder Praxis?
Praxis. Das Leben ist immer anders als die Theorie. Ich bin ein grosser Fan von learning by doing.
Was würdest du heute anders machen?
Rückblickend hätten wir von Anfang an Gratis-Lieferungen anbieten können.
Welche bekannte Persönlichkeit würdest du gerne zum Lunch treffen?
Den Gründer des Outdoor-Bekleidung-Labels Patagonia, Yvon Chouinard, den Alt-Vizepräsidenten der USA Al Gore oder Greta Thunberg, die schwedische Klimaaktivistin.
Was braucht euer Startup unbedingt noch?
Geld. Wir sind auf sehr gutem Weg profitabel zu werden, müssen dafür aber noch grösser werden. Dafür suchen wir im Moment Wachstumsfinanzierungen.
Was ist das Beste daran, ein eigenes Startup zu haben?
Da geht’s mir wie vielen anderen: Ich geniesse die hohe Entscheidungsfreiheiten und bin mein eigener Chef.
Was ist das Schwierigste daran, ein eigenes Startup zu haben?
Man muss lernen, nicht an sich und an der Sache zu zweifeln, immer wieder aufzustehen und mit Existenzängsten umzugehen.
Wo stehen du und dein Startup heute in einem Jahr?
Farmy ist grösser geworden und Roman und ich sitzen nach wie vor im Boot.
Welches Studium würde dich aktuell interessieren?
Einerseits Psychologie, weil sie hilft, smarten Entscheidungen zu treffen, zu verhandeln und alles Mögliche im Leben zu meistern. Andererseits Philosophie, weil es einfach Spass macht – sie ist wie das Glas Rotwein für den Kopf.
Wir danken Tobias Schubert für das Interview.