Hans C. Werner, Leiter Group Human Resources der Swisscom, hat Karrieretipps für junge Menschen, gewährt uns Einblicke in seinen Bildungsweg, seinen aktuellen Berufsalltag und in seine privaten Wünsche.
Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Obwohl ich kein Bergler bin, wollte ich Skirennfahrer werden.
Wie sieht ein normaler Morgen bei Ihnen im Büro aus?
Da wir keine klassischen Büro-Kultur haben, ist das schwer zu sagen. Wir pflegen eine «Work-Anywhere-Philosophie». Meine Tage sind geprägt durch Gespräche mit Mitarbeitenden sowie mit externen Personen. Dazu kommt eine tägliche Portion Mail und das Studieren von Unterlagen für anstehende Meetings.
Was ist das Prägendste, das Sie auf Ihrem Bildungsweg erlebt haben?
Für mich ist der Bildungsweg eine permanente Reise. Auf diesem ganzen Weg sind es die Menschen, die mich geprägt haben. Einerseits die inspirierenden und überraschenden Personen, die man kennenlernt und andererseits aber auch diejenigen, die man als mühsam empfindet. Man lernt von beiden extrem viel.
Was würden Sie jungen Menschen, die eine CEO-Position anstreben, raten?
Ich würde diesen jungen Menschen abraten, einen Plan zu haben. Man sollte den Karriereweg als Reise sehen und neugierig auf diese gehen. Am besten dahin, wo man sein Potenzial leben kann. Wenn es am Schluss eine leitende Position ist – super, wenn einem das gefällt. Es muss aber nicht. Es ist viel erstrebenswerter, das zu machen, was einem glücklich macht.
Wie beurteilen Sie das duale Bildungssystem der Schweiz?
Das duale Bildungssystem ist eine absolute Win-Win-Situation für die ganze Gesellschaft. Es basiert auf einmaliger Partnerschaft zwischen Bildung und Wirtschaft, die Hand in Hand arbeiten, damit sich junge Leute Schritt für Schritt entwickeln können. Wir können wirklich stolz auf dieses hochanerkannte und funktionierende System sein.
Welchen Bildungsweg würden Sie heute einschlagen, wenn Sie nochmals am Anfang stehen würden?
Ich habe gute Erfahrungen mit dem BWL-Studium gemacht, weil es vieles offenlässt. Heute würde ich mich wieder für eine breite Ausbildung entscheiden, die gleichzeitig nahe an der Digitalisierung ist. Die Partnerschaft zwischen Mensch und Technik sehe ich als Faszination der Zukunft.
Worin sehen Sie die Herausforderungen für junge Menschen, die in den nächsten Jahren in die Arbeitswelt einsteigen?
Die Hauptherausforderung ist, beweglich und anpassungsfähig zu bleiben. Früher blieb man von der Lehre bis zur Pensionierung in der gleichen Firma, getreu dem Spruch: «Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.» Das ist heute so falsch, man würde sagen: «Was Lea nicht lernt, lernt Lea einfach später.»
Theorie oder Praxis?
Es spielt keine grosse Rolle, da beides wichtig ist. Wer Freude an theoretischen Zusammenhängen hat, sollte immer einen Blick auf die Praxis werfen. Umgekehrt sollte man auch in der Praxis die Erkenntnisse der Theorie berücksichtigen. Gefährlich ist nur die isolierte Betrachtung der beiden.
Welche drei Dinge stehen zuoberst auf Ihrer Bucket List?
Ich führe zwar keine Bucket List, aber es gibt drei Dinge, die ich gerne machen würde: Erstens Klavier spielen lernen, weil es mich fasziniert. Zweitens würde ich gerne hoch im Norden wohnen, wo es ein paar Monate nur hell oder nur dunkel ist. Und zu guter Letzt: Obwohl Langeweile einen schlechten Ruf hat, möchte ich einmal so viel Zeit haben, dass ich nicht mehr weiss, was ich machen soll.
Hans C. Werner ist seit 2011 Leiter Human Resources bei Swisscom und Mitglied der Konzernleitung. Zuvor nahm er beim Rückversicherungskonzern Swiss Re verschiedene Funktionen im Personalwesen wahr und war bei Schindler u.a. als HR Vice President Europe North and East tätig. Ursprünglich studierte der 59-Jährige BWL und promovierte an der Universität Zürich.
Wir danken Hans C. Werner für das Interview.