David Risi ist Forschungsprofessor in Responsible Management an der Berner Fachhochschule am Departement Wirtschaft (BFH). Auch er musste seinen gewohnten Berufsalltag während der Corona-Krise anpassen. Im Interview erzählt er, wie sein Alltag während Corona nun aussieht und von welchem Nobelpreisträger er gerne noch etwas lernen würde.

Welchen Ausbildungsweg haben Sie gewählt?

Ich habe einen Master in Communication und Social Sciences an der Universität Luzern sowie ein Erasmus-Studium an der Universität Valencia in Spanien absolviert. Danach habe ich an der Universität St. Gallen im Bereich Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsethik promoviert. 

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf besonders?

Ich arbeite als Forschungsprofessor in Responsible Management an der BFH Wirtschaft seit September 2020. Mir gefällt an diesem Beruf vieles. Unter anderem schätze ich sehr, dass ich immer wieder neue Dinge lernen darf. Ebenfalls bereiten mir der Austausch mit den Studierenden und KollegInnen in Bern sowie meine Zusammenarbeit mit WissenschaftlerInnen aus der ganzen Welt sehr viel Spass. 

Inwiefern hat sich Ihre Arbeit durch die Corona-Krise verändert?

Meine Forschungstätigkeit hat sich soweit kaum verändert abgesehen von den wissenschaftlichen Konferenzen, die nun entweder ausfallen oder in reduziertem Umfang virtuell stattfinden. Der Kontakt zu den Studierenden und KollegInnen findet zu diesem Zeitpunkt nur noch auf digitalen Kanälen statt. Insbesondere habe ich viele Video-Podcasts zu meinen Lehrveranstaltungen entwickelt, etwas, was ich zuvor noch nie gemacht habe. 

Bringt der Online-Unterricht Schwierigkeiten mit sich?

Meine Lehrveranstaltungen leben auch von der persönlichen Interaktion und Diskussion, ein Element, welches im digitalen Bereich so nur schwierig zu realisieren ist. 

Sind Sie zufrieden mit dem Schweizerischen Bildungssystem? 

Im internationalen Vergleich ist dieses sehr gut. In Nordamerika oder England, beides Länder, in denen ich an Universitäten gearbeitet habe, ist Bildung sehr teuer und Studierende müssen sich entsprechend verschulden oder erhalten keinen Zugang zu guten Schulen, weil ihnen das Geld fehlt. Aber auch in der Schweiz ist das System nicht perfekt. Beispielsweise ist es sehr schwierig, in der Schweiz eine Professur zu erhalten und in gewissen Fachbereichen beinahe unmöglich. Viele talentierte Forscher wandern deshalb ins Ausland ab oder wechseln in die Privatwirtschaft. 

Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?

Die Schweiz sollte mehr Assistenzprofessuren mit Tenure-Track Kriterien schaffen, um talentierte junge Forscher in der Schweiz zu halten. 

Welche Rolle sollen digitale Medien Ihrer Meinung nach in der Vermittlung von Bildung und Wissen einnehmen?

Sie haben grosses Potential, da es etwa Video-Podcasts von Veranstaltungen den Studierenden erlauben, zeitlich flexibel auf die Inhalte zuzugreifen. Dennoch können digitale Medien den persönlichen Austausch zwischen Studierenden und Dozierenden sowie den Studierenden untereinander nicht ersetzen.

Von welcher Berühmtheit würden Sie gerne einmal unterrichtet werden und wieso?

Mich interessiert die Verknüpfung von Theorie und Praxis und in diesem Zusammenhang die Frage, wie man Forschung nutzen kann, um die grossen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit, wie zum Beispiel Armut, angehen kann. Der indische Wirtschaftsnobelpreisträger Amartya Sen hat mit seiner Forschung einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung geleistet und gerne würde ich von ihm persönlich erfahren, wie man wissenschaftliche Exzellenz und Praxisrelevanz ideal verknüpfen kann.

Haben Sie Tipps für Personen, die später gerne selber dozieren würden?

Unterrichten heisst nicht primär Inhalte vermitteln, sondern die Zuhörer für ein Thema zu begeistern.

Was tun Sie in Ihrer Freizeit gerne?

Als Ausgleich zu meiner Arbeit treibe ich viel Sport, am liebsten Boxen und Snowboarden. 

Wir danken David Risi für das Interview.