«Die Schweiz inklusive Liechtenstein gehört weltweit zu den besten Bildungssystemen»

Johannes Schneider ist Assistenzprofessor für Data Science am Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität Liechtenstein. Im Interview mit uns spricht er über seinen Bildungsweg, seinen Berufsalltag und verrät uns, bei welcher berühmten Person er selber nochmals die Schulbank drücken würde.







Welchen Ausbildungsweg haben Sie gewählt?

Nach der Matura zog ich ein Studium in Informatik, Physik oder Maschinenbau in Betracht. Die Entscheidung fiel schlussendlich klar auf Informatik, weil ich diese als zukunftsträchtig erachtete und es auch schätzte, dass man mit nur einem Computer selbst viel Neues und Spannendes schaffen kann. Nach dem Studium verbrachte ich zwei Jahre in einem innovativen, forschungsorientierten Unternehmen aber stets mit dem Wissen, dass ich vermutlich noch ein Doktorat anstreben werde. Dies tat ich dann auch. Da mich wirtschaftliche und technische Aspekte interessieren, absolvierte ich noch einen Master of Advanced Studies als Ergänzung zu meinem technischen Hintergrund. Danach verbrachte ich einige sehr interessante Jahre in der industriellen Forschung (IBM Research und ABB Corporate Research) bevor ich den Schritt an die Universität Liechtenstein machte.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf besonders?

Die innovative, selbstbestimmte und herausfordernde Arbeit; das abwechslungsreiche Umfeld mit vorwärtsschauenden, intelligenten und motivierten Menschen.

Inwiefern hat sich Ihre Arbeit durch die Corona-Krise verändert?

Primär wurde die Interaktion mit Kollegen und Studenten von «real» (persoenlich) auf «virtuell» (Video) verlagert. An der Arbeit hat sich wenig verändert.

Bringt der Online-Unterricht Schwierigkeiten mit sich?

Es ist schwierig, den gleichen Level an Interaktivität und Kontakt aufrecht zu erhalten, wie im nicht-online Unterricht. Da wir in Liechtenstein sehr grossen Wert auf persönlichen Kontakt legen ist dies vermutlich ein grösseres Problem als an anderen Universitäten.

Hier bedarf es noch an Innovationen, die eine realere Umgebung und Kommunikation ermöglichen. Ich denke hier z.B. an vermehrten Einsatz von Virtual Reality Technologie. 

Sind Sie zufrieden mit dem Schweizerischen Bildungssystem? 

Die Schweiz inklusive Liechtenstein gehört weltweit zu den besten Systemen. Es gibt nicht nur einzelne Aushängeschilder im universitären Bereich wie die ETH und die EPFL, sondern eine hohe Anzahl an Ausbildungsstätten mit qualitativ (hohem) Ausbildungsniveau und unterschiedlichen Stärken und Fokus wie z.B. die berufsbildenden Ausbildungen. 

Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?

Aus Dozentensicht könnte vor allem auf Gynmasiumlevel eine gewisse Modernisierung erfolgen. Ich denke hier etwa an eine Fokusierung auf nur eine weltweit akzeptierte Fremdsprache (Englisch) und ein verbessertes Grundwissen in Bereichen wie digitaler Technologien, Wirtschaft und Mathematik.

Welche Rolle sollen digitale Medien Ihrer Meinung nach in der Vermittlung von Bildung und Wissen einnehmen?

Auf universitärem Level spielen digitale Medien schon heute eine berechtigte Schlüsselrolle. Sie können natürlich den notwendigen und inspirierenden Austausch mit Kollegen und Dozenten nicht ersetzen. Eine Kombination von traditionellem Unterricht und Selbststudium mittels digitalem Material (Blended Learning) könnte sich längerfristig als gutes Mittelmass entpuppen.

Von welcher Berühmtheit würden Sie gerne einmal unterrichtet werden und wieso?

John von Neumann. Er war vielfältig begabt, ein hervorragender Praktiker und Theoretiker und absolut visionär.

Haben Sie Tipps für Personen, die später gerne selber dozieren würden?

Um heutzutage an einer Universität bestehen zu können, sollte man frühzeitig mit viel Leidenschaft verschiedene erfolgsversprechende Strategien ins Auge fassen. Sehr gute Forschung, passende Wahl der Forschungsthemen als auch gute Zusammenarbeit im internationalen und nationalen Umfeld sind sehr wichtig.

Was tun Sie in Ihrer Freizeit gerne?

Gelegentlich auf Skitouren gehen, Eishockey spielen, Fahrrad fahren und natürlich Zeit mit meinen Kindern verbringen.

Wir danken Johannes Schneider für das Interview.