Die studierte Psychologin Janine Brühwiler startet nach Corsando im Moment mit ihrem zweiten Startup SpitzenStart durch. Im Interview erzählt sie uns, welche Skills eine Gründerin braucht, auf was sie nicht vorbereitet war und welche Fächer sie während ihrer Ausbildung am liebsten mochte.
Wie bist du auf die Idee gekommen, dein Start-Up zu gründen?
Das war eher Zufall. Unser Geschäftspartner aus Deutschland bei meinem ehemaligen Arbeitgeber hat uns mitgeteilt, dass sie sich gerne auch in der Schweiz ausbreiten möchten. So bin ich auf die Idee gekommen, zusammen mit ihnen den Markt in der Berufsbildung in der Schweiz anzugehen.
Was braucht es, um ein Startup zu gründen?
«Mut. Um es zu machen und nicht nur immer davon zu sprechen und dann doch nicht richtig damit zu beginnen.»
Mut. Um es zu machen und nicht nur immer davon zu sprechen und dann doch nicht richtig damit zu beginnen. Ausserdem entweder ein gutes Gründungsteam, oder so wie bei mir einen Geschäftspartner.
Was hast du in deiner Aus- oder Weiterbildung gelernt, das dir in deiner jetzigen Funktion weiterhilft?
Wir hatten während unserem Studium schon einige Projekte mit Firmen zusammen. Das hilft mir jetzt vor allem bei der Planung und Umsetzung sowie der Zusammenarbeit mit den Kunden. Und natürlich das fachliche Wissen, das ich sehr gut anwenden kann. Dazu zählen vor allem die Analysefähigkeiten sowie Statistik.
Welche Skills braucht ein Gründer, die man nicht im Studium/in der Schule lernen kann?
Im Studium ist man auf ein Spezialgebiet fokussiert. Als Gründerin musst du dich aber in allen Bereichen der Wirtschaft auskennen. Dazu gehört die Akquise von Neukunden, Buchhaltung, Human Resources, etc. Als Gründerin muss man sich um alles kümmern und nicht nur um sein Fachgebiet. Man muss sich trauen, Fehler zu machen und sich bei anderen Hilfe zu suchen und Tipps zu holen.
Auf welche Aspekte des Gründerdaseins warst du nicht vorbereitet?
«Nicht vorbereitet ist man vermutlich auf das meiste. Die Einstellung dazu ist aber viel wichtiger als vorbereitet zu sein.»
Nicht vorbereitet ist man vermutlich auf das meiste. Die Einstellung dazu ist aber viel wichtiger als vorbereitet zu sein. Aus jeder Situation etwas zu machen, flexibel zu sein und schnelle und pragmatische Lösungen zu finden. Vermutlich ist es wohl das. Im Studium hatten wir immer viel Zeit für eine Aufgabe, das meine ich jetzt mehr so, dass man sich sehr intensiv mit einem Thema beschäftigen kann und alle Details genauestens anschaut. Eine Studierendenarbeit muss quasi perfekt sein und man verbringt sehr viel Zeit damit, jeden kleinsten Fehler zu suchen und zu korrigieren. Das geht bei einem Startup nicht. Man muss eine 5 gerade stehen lassen können und auch mal mit einer Lösung raus, wenn sie nicht zu 100% passt und nicht bis ins letzte Detail geplant und korrekt ist.
Welche bekannte Persönlichkeit würdest du gerne zum Lunch treffen?
Da fällt mir grad niemand ein. Ich gehe gerne mit anderen zum Lunch, egal ob bekannte Person oder nicht. Von jedem und jeder kann ich etwas dazulernen. Jede Person hat in irgendeiner Form ein Spezialwissen und deshalb brauche ich keine Persönlichkeit sondern ganz normale Menschen, denn von denen kann ich am meisten lernen.
Was machst du, wenn du nicht gerade arbeitest?
Dann bin ich an den Events des ECW oder engagiere mich in anderen Vereinen, zum Beispiel als Präsidentin des Ferienprogramms. Sonst bin ich gerne draussen, im Garten oder auch beim Wandern oder liege einfach mal am See und tue Nichts.
Welcher Aspekt des Gründerdaseins gefällt dir am besten? Und welcher am wenigsten?
«Zudem gefällt es mir sehr, dass ich einen so nahen Kundenkontakt habe und genau sehe, „woher das Geld“ kommt.»
Dass ich genau sehe, was funktioniert und nicht und dies auch einen direkten Einfluss hat. Zudem gefällt es mir sehr, dass ich einen so nahen Kundenkontakt habe und genau sehe, „woher das Geld“ kommt. Man sieht was man umgesetzt hat und das gefällt mir. Was mir nicht so gefällt ist die Neukundenakquise. Ich brauche viel Überwindung, Kunden direkt anzusprechen. Aber es muss sein, sonst würde mein Business nicht laufen.
Wenn du einen Tag lang CEO von einem beliebigen (anderen) Start-Up oder einer Firma sein könntest, welche würdest du wählen? Und weshalb?
Ich fände es interessant bei bespielsweise Beekeeper, Bexio oder auch Felfel reinzuschauen. Ich finde, dass sind alles tolle Startups, die mittlerweile schon sehr gross sind. Fände es sehr spannend zu sehen, mit welchen Themen und Herausforderungen sich diese Chefs jeden Tag auseinandersetzen müssen. Welche Brände sie Tag für Tag löschen und welche Entscheide sie treffen und natürlich warum sie welche Entscheide treffen.
Wo stehen du und dein Startup heute in einem Jahr?
Ich hoffe sehr, dass ich bis dahin einige Partnerschaften in der Schweiz aufbauen konnte und wenn das klappt, dann sollte ich zwei-drei Mitarbeitende haben. Aber, flexibel sein und bleiben, mal sehen wie es aussieht, da es durch Corona jetzt einfach sehr schwierig geworden ist, eine solche Vorhersage zu treffen.
Was war dein Lieblingsfach in der Schule und/oder deine Lieblingsvorlesung im Studium? Weshalb?
«Alle Fächer, bei denen ich etwas über mich und das Verhalten der Menschen gelernt habe, fand ich sehr interessant.»
Ich fand die Vorlesungen zu Sozialpsychologie, Werbepsychologie aber auch Human Factors super interessant. Das betrifft unseren ganzen Alltag und wir merken es meistens einfach nicht. Alle Fächer, bei denen ich etwas über mich und das Verhalten der Menschen gelernt habe, fand ich sehr interessant. Ich habe aber auch sehr gerne Statistik, damit kann man so viel machen und so viele Dinge herausfinden.
Wurdest du während deiner Ausbildung dazu animiert, innovativ zu denken und selbst Initiative zu ergreifen? Falls ja, in welcher Form?
Nicht wirklich. Bei uns in der angewandten Psychologie war das nicht so ein Thema. Wenn, dann in den Arbeiten mit den Praxispartnern, da musste man lösungsorientiert und pragmatisch sein, aber nicht wirklich innovativ und auch nicht selbst Initiative ergreifen.
Hat man deiner Meinung nach jemals ausgelernt?
«Wir lernen jeden Tag etwas Neues dazu, auch wenn wir uns dem nicht bewusst sind. Oft sind es kleine Dinge, zum Beispiel eine neue Funktion oder etwas über eine Person oder ähnliches.»
Auf keinen Fall. Wir lernen jeden Tag etwas Neues dazu, auch wenn wir uns dem nicht bewusst sind. Oft sind es kleine Dinge, zum Beispiel eine neue Funktion oder etwas über eine Person oder ähnliches. Entscheidend ist vor allem, dass man etwas aus dem Gelernten macht und sich dem Lernen bewusst ist.
Gerade heute beginne ich mit einer neuen Weiterbildung, sie ist zwar eher kurz aber sehr spezifisch.
Wenn du nochmal ein Startup gründen könntest und es nicht das gleiche sein dürfte – was wäre es?
Das was ich jetzt mache, es ist mein zweites Startup. Das erste war etwas komplett anderes und ich habe unheimlich viel dabei gelernt. Bei meinem jetzigen Unternehmen bin ich wieder viel näher bei dem Bereich, den ich in meinem Studium gelernt habe. Vorher habe ich was komplett anderes versucht. Das war gut, aber ich freue mich jetzt auch, dass ich vieles von meinem Studium in meinem aktuellen Unternehmen brauchen und anwenden kann.
Wir danken Janine Brühwiler herzlich für das Beantworten der Fragen!
Bild: Unsplash/ Janine Brühwiler