«Ein Startup zu gründen ist einfach. Erfolgreich zu sein hingegen nicht»

Pascal Brunner gründete nach seinem ETH-Studium in Bewegungswissenschaften und Sport zusammen mit seinem Vater das Bienenzucht-Startup Vatorex und ist seit dessen Gründung CEO des Unternehmens. Im Interview erzählt er uns, welche Skills ein Gründer braucht, auf was er nicht vorbereitet war und welche Fächer er während seiner Ausbildung am liebsten mochte.

Wie bist du auf die Idee gekommen, dein Start-Up zu gründen?

«Mich hat diese Idee fasziniert und so haben wir uns entschlossen, das Projekt anzupacken.»

Am Anfang war die Idee. Ich bin in einer Imkerfamilie aufgewachsen und mein Vater hat eine Erfindung gemacht, wie wir den Honigbienen helfen können. Mit Wärme behandeln wir die Varroamilbe, das grösste Problem der Imkerei – chemiefrei. Mich hat diese Idee fasziniert und so haben wir uns entschlossen, das Projekt anzupacken.
Daraus ist schlussendlich die Firma Vatorex entstanden.

Was braucht es, um ein Startup zu gründen?

Um ein Startup zu gründen braucht es nicht viel, das ist administrativ relativ schnell erledigt. Langfristig mit einem Startup erfolgreich zu sein ist um einiges anspruchsvoller. Aus meiner Sicht braucht es dafür von den Gründern vor allem zwei Kompetenzen: Leidenschaft und Persistenz.

Was hast du in deiner Aus- oder Weiterbildung gelernt, das dir in deiner jetzigen Funktion weiterhilft?

An Ausbildungsstätten wird einem neben den fachlichen Inhalten Zusammenarbeit, Koordination und Projektmanagement beigebracht. Solche Soft Skills hängen sehr stark von Erfahrung ab – weshalb auch viele Firmen Personen mit Berufserfahrung suchen. Hier helfen sicher Projektarbeiten im Studium, um sich das notwendige Rüstzeug zu holen. Ich persönlich habe Bewegungswissenschaften und Sport studiert und nutze die Bewegung nach wie vor intensiv für den Ausgleich neben der Arbeit.

Welche Skills braucht ein Gründer, die man nicht im Studium/in der Schule lernen kann?

«Als Startup-Gründer braucht man Durchhaltewillen, welcher über das Schreiben einer Semesterarbeit hinaus geht.»

Ich fand mein Studium relativ leicht. Oder man kann auch sagen, ich hatte noch ziemlich viel Zeit für andere Dinge nebenbei, wie Hobbies und Arbeiten. Als Startup-Gründer braucht man Durchhaltewillen, welcher über das Schreiben einer Semesterarbeit hinaus geht. Zusätzlich bin ich oft stärker gefordert und muss relevante Entscheidungen treffen, die mir kein Professor oder Mitstudierende abnehmen können.

Auf welche Aspekte des Gründerdaseins warst du nicht vorbereitet?

Oftmals haben Leute glamouröse Vorstellungen vom Startup-Leben, mit flexiblem Co-Working, After-Work Beer und coolen Traumjobs. Das ist zuweilen auch so. Was aber leider häufig vergessen geht und was auch ich erst als Gründer erlebte, ist dass man als eigener Chef oft alleine ist. Ich meine das nicht physisch, sondern viel was Verantwortung und Entscheidungen betrifft. Schlussendlich kann man als Gründer nichts nach oben delegieren, da man immer auch selbst die oberste Instanz ist – als CEO, Board Member und/oder (Haupt-) Aktionär.

Welche bekannte Persönlichkeit würdest du gerne zum Lunch treffen?

Der Bekanntheitsgrad ist für mich zweitrangig. Ich lebe nach dem Motto, dass mir jede Person, die ich treffe, spannende Dinge erzählen kann. Aber einen Lunch mit einer Bundesrätin oder einem Bundesrat würde ich auf jeden Fall nicht ausschlagen.

Was machst du, wenn du nicht gerade arbeitest?

Mein Leben besteht aus viel Arbeit, viel Sport und viel Schlaf. Dies ist für mich eine gute Balance. Daneben spiele ich noch in der Band «Ginger And The Alchemists» – so lassen sich 24 Stunden schnell füllen.

Welcher Aspekt des Gründerdaseins gefällt dir am besten? Und welcher am wenigsten?

«Ich mag es, Personen von meiner Vision zu überzeugen und ein Momentum zu kreieren, bei dem alle am selben Strick ziehen.»

Ich mag es, Personen von meiner Vision zu überzeugen und ein Momentum zu kreieren, bei dem alle am selben Strick ziehen. Administration und Reporting hingegen finde ich öde.

Wenn du einen Tag lang CEO von einem beliebigen (anderen) Start-Up oder einer Firma sein könntest, welche würdest du wählen? Und weshalb?

Ich würde wohl einen Konkurrenten von uns wählen, um deren Betriebsgeheimnisse auszuspionieren. Nein Scherz, es gibt viele spannende Startups. Wahrscheinlich würde ich in einem andere AgTech Hardware-Startup Luft schnuppern, ich finde einfach diesen Bereich enorm spannend.

Wo stehen du und dein Startup heute in einem Jahr?

An meiner Position wird sich wohl in den nächsten Monaten nicht viel verändern. Bei Vatorex fokussieren wir uns je länger je mehr auf die professionellen Imkereibetriebe. In einem Jahr werden wir die ersten erfolgreichen Piloten mit den Pro’s hinter uns haben.

Was war dein Lieblingsfach in der Schule und/oder deine Lieblingsvorlesung im Studium? Weshalb?

Sport. Ich mag Herausforderungen und bin spielverliebt.

Wurdest du während deiner Ausbildung dazu animiert, innovativ zu denken und selbst Initiative zu ergreifen? Falls ja, in welcher Form?

«Die klassischen kreativen Prozesse (z.B. Songwriting, Handwerk) habe ich mir neben der staatlichen Ausbildung angeeignet.»

Vor allem in der Kanti wurde mir diese Möglichkeit gegeben. Ich war im Rhetorik-Kurs, nahm erfolgreich bei «Jugend debattiert» teil, organisierte Polit-Podien und weitere Events. Da lernt man vor allem, Probleme anzupacken und zu lösen – teilweise auf sehr kreative Art und Weise. Die klassischen kreativen Prozesse (z.B. Songwriting, Handwerk) habe ich mir neben der staatlichen Ausbildung angeeignet.

Hat man deiner Meinung nach jemals ausgelernt?

Nein. Obwohl es mit der Zeit schwieriger wird, sich Dinge anzueignen. Dies hat meiner Meinung nach aber vor allem mit der eigenen Komfortzone zu tun, aus welcher man sich je länger desto weniger gerne herausbewegt.

Wenn du nochmal ein Startup gründen könntest und es nicht das gleiche sein dürfte – was wäre es?

Ich habe eine ganze Liste von Startup-Ideen, welche ich zuerst validieren und dann umsetzen würde. Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, bei einer fremden Idee mitzuarbeiten. Hier muss ich anfügen, dass Ideen grundsätzlich über- und das Team und die Umsetzung unterbewertet werden.

Wir danken Pascal Brunner herzlich für das Beantworten der Fragen!