Das Schweizer Bildungssystem bietet unendlich viele Weiterbildungsoptionen. Hat man bereits ein berufliches Ziel, muss man nur noch die Ausbildungsart auswählen. Gerade dies bringt viele ins Stocken, wenn man sich in der Tertiärstufe zwischen der Höheren Fachschule und der Fachhochschule entscheiden muss. Doch Moment mal! – Was ist eigentlich der Unterschied zwischen den Schulen?

Im Jahr 2019 hatten laut Bundesamt für Statistik (BFS) über 45% der Schweizer Bevölkerung einen Abschluss der Tertiärstufe in der Tasche. Dies sind beispielsweise Absolvierende der Höheren Fachschule (HF) oder der Fachhochschule (FH). Beide Institutionen vermitteln den Lernenden das Wissen sehr praxisnah und arbeiten eng mit der Arbeitswelt zusammen. Obwohl die Institutionen zum Verwechseln ähnlich aussehen, gibt es einige wichtige Unterschiede bei den Ausbildungen. Erfahre hier alles, was du wissen musst, um dich nicht im Schweizer Bildungssystem zu verirren.

Was ist der Unterschied zwischen der HF und FH? 

Unterrichtsgestaltung

Beide Institutionen sind bekannt dafür, dass sie sehr praxisorientiert vermitteln. Dies kommt gerade für diejenigen gut, die nach dem Motto «Learning by Doing» leben. Dennoch gibt es Unterschiede in der Art, wie die Schulen den Lernenden das Wissen vermitteln. Die Fachhochschule gibt den Lernenden, im Vergleich zur Höheren Fachschule, vertieftes wissenschaftliches Wissen mit. Die FH nimmt die Studierenden durch die Bereiche der Forschung, Theorie und der Kontrolle der praktischen Tätigkeit mit. Die HF hingegen ist sehr eng mit dem Schweizer Arbeitsmarkt im Austausch und erweitert das Praxiswissen der Lernenden, da die Auszubildenden meistens viel Arbeitserfahrung mitbringen. Nichtsdestotrotz vernachlässigt die Schule die Theorie nicht. 

Aufnahmebedingungen

Zusätzlich unterscheiden sich die Schulen im Punkt der Aufnahmebedingungen. Da die Fachhochschule das wissenschaftliche Wissen erweitert, sollen die künftigen Auszubildenden folgende Kriterien beim Antritt des Studiums erfüllen:

  • Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis EFZ, entsprechend dem gewählten Studienbereich plus Berufsmaturität 
  • Fachmittelschulausweis mit Fachmaturität oder EFZ, das dem Studienbereich entspricht
  • Andere Aufnahmebedingungen möglich 

Bei der Höheren Fachschule reicht in der Regel ein EFZ, dennoch verlangt diese Option der Berufsbildung, dass du Berufserfahrung im Rucksack hast. Falls du dich für die Fachprüfung entscheidest, ist der Antritt der Weiterbildung auch mit folgenden Abschlüssen möglich:

  • Fachmittelschulausweis
  • Fachmaturität
  • Gymnasiale Maturität
  • Berufsmaturität

Abschluss

Unter anderem unterscheiden sich die Schulen im Abschluss. Absolventinnen und Absolventen der Höheren Fachschule werden mit einem eidgenössischen Diplom eines spezifischen Bereiches belohnt. Somit könnte dein Abschluss beispielsweise Betriebswirtschafter/-in HF lauten. Wenn dich der Weg an die Fachhochschule geführt hat, wirst du die Schule bei Absolvierung mit einem Bachelorabschluss des entsprechenden Studienganges verlassen. Hier würde dein Titel nicht mehr wie beim Betriebswirtschafter/-in eine spezifische Tätigkeit im Titel tragen, sondern eine Studienrichtung angeben. Somit könnte dein Abschluss beispielsweise Bachelor in Sozialpädagogik heissen. 

Berufsperspektiven

Eines steht fest: Beide Bildungsgänge ermöglichen Absolventinnen und Absolventen eine gute Platzierung auf dem Arbeitsmarkt. Wenn du dich für die Höhere Fachschule entscheidest, wirst du aufgrund der fundierten praktischen Kenntnisse gefragt sein. Ein Abschluss einer HF führt hauptsächlich zu Tätigkeiten mit praktischen, fachlichen und führungsbezogenen Fragen. Da Absolvierende der HF meistens über genügend Arbeitserfahrung verfügen, ist der Einstieg in die Arbeitswelt eher leicht. Absolvierende der Fachhochschule sammeln Berufserfahrung während dem Praktikum, welches in der Regel während dem Studium absolviert wird und können somit erstmals das neue Berufsfeld erkundigen. Die Ausbildung FH führt zu Tätigkeiten in der Gestaltung, Kontrolle und Entwicklung von Produkten oder Dienstleistungen. Zusätzlich ist der Bachelortitel international anerkannt und kann anhand der Credits gemessen werden. Schlussendlich kommt es aber immer auf die Anforderungen des künftigen Unternehmers an, ob ein Abschluss der Höheren Fachschule oder der Fachhochschule verlangt wird. 

Lohnunterschiede HF und FH:

Man kann nicht klar sagen, dass der eine Abschluss direkt einen höheren Monatslohn verspricht als der andere. Hier kommt es darauf an, welche Position du in einem Unternehmen belegst, an den Arbeitgeber an sich und auf die Branche, in welcher du tätig bist. Laut Blick.ch dürfen Absolvierende der Höheren Fachschule drei bis vier Jahre nach dem HF-Abschluss mit einem durchschnittlichen jährlichen Lohn von 101’600 Franken rechnen. Wer einen Bachelor an der Fachhochschule absolviert, darf laut der FH-Lohnstudie mit einem Lohn zwischen 103’800 und 141’300 Franken rechnen. 

Für was soll ich mich nun entscheiden?

Wie du siehst ist das Weiterbildungsangebot der Schweiz ziemlich gross und aus diesem Grund kann man diese Frage nicht einheitlich beantworten, denn verschiedene Wege führen nach Rom. Beide Institutionen bringen dich weiter in deiner beruflichen Karriere, jedoch auf eine verschiedene Art und Weise. Bei der Wahl der Schule kann dir eine Analyse des Studienaufbaus helfen. Möglicherweise gefällt dir ein Aufbau mehr als der andere. Zusätzlich ist es empfehlenswert, wenn du dir mal anschaust, welches berufliche Ziel du eigentlich erreichen möchtest und dir die Anforderungen anschaust, welche dein Traumberuf an dich stellt. 

Alles nochmals in Kürze:

Höhere Fachschule (HF)

Zielgruppe

  • Höhere Fachschulen richten sich an Personen mit einem Lehrabschluss, welche sich in dem entsprechenden Bereich berufsbezogen weiterbilden möchten.

Aufnahmebedingungen

  • Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis EFZ entsprechend dem gewählten Studienbereich plus Berufsmaturität
  • Fachmittelschulausweis mit Fachmaturität oder EFZ, das dem Studienbereich entspricht.
  • Andere Aufnahmebedingungen möglich

Ausbildungsdauer

  • In der Regel 2 – 5 Jahre. Teilweise Vollzeit, teilweise auch Teilzeit möglich.

Kosten der Ausbildung

  • Zwischen 10’000 und 50’000 Franken
  • Oftmals fallen noch weitere Kosten für Bücher und Laptop an.

Abschluss

  • Eidgenössisches Diplom in einem Schwerpunktthema

Fachhochschule (FH)

Zielgruppe

  • Der Bachelor FH richtet sich an Personen, die sich praxisorientiert auf akademischem Level aus- und weiterbilden wollen.

Aufnahmebedingungen

  • Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis EFZ, entsprechend dem gewählten Studienbereich plus Berufsmaturität 
  • Fachmittelschulausweis mit Fachmaturität oder EFZ, das dem Studienbereich entspricht
  • Andere Aufnahmebedingungen möglich 

Ausbildungsdauer

  • Der Vollzeit-Bachelor dauert 6 Semester. Möchte man ihn berufsbegleitendend absolvieren, verlängert er sich auf mindestens 8 Semester.

Kosten der Ausbildung

  • Bei staatlichen Fachhochschulen belaufen sich die Kosten auf ca. 800 Franken pro Semester.
  • Bei privaten Fachhochschulen können sich die Semestergebühren bis auf ca. 5’000 Franken pro Semester belaufen.
  • Hinzu kommen weitere Kosten für Kursunterlagen wie Bücher und Laptop.

Abschluss

  • Bachelor of Arts (BA) oder Bachelor of Science (BSc)

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