Du hast deinen Lehrabschluss seit einigen Jahren in der Tasche und bist erfolgreich ins Berufsleben eingestiegen. Als Jugendliche/r war Studieren für dich nie ein Thema. Wenn es dich nun aber doch reizt, noch mehr aus deiner Karriere zu machen, dann warten gute Neuigkeiten auf dich: Für ein Studium ist es in der Schweiz nie zu spät!

«Studieren? Das ist nichts für mich, schliesslich habe ich auch keine Matura am Gymnasium abgeschlossen» – Viele kennen es: Sobald es damals ins zweite Jahr der Sekundarstufe ging, schrieb man einige Bewerbungen für Lehrstellen, in Bereichen, welche einem nach einer Schnupperlehre einigermassen zusagten. Sich als knapp 15-Jährige/r für einen Beruf oder eine Berufslehre zu entscheiden, ist eine grosse Herausforderung. Umso grösser war dann die Freude, als man die Zusage für die erhoffte Lehrstelle erhalten hat. Die Lehrpersonen waren zufrieden und das ewige Nachfragen der Eltern und Klassenkameraden nahm endlich ein Ende.

Nun liegt die Berufslehre schon weit zurück, nach einigen Jahren im Beruf hat der Arbeitsalltag ein wenig seinen Reiz verloren und auch der monatliche Lohn lässt vielleicht zu wünschen übrig. Oftmals kommt einem da der Gedanke, dass man vielleicht doch noch mehr aus seinen Fähigkeiten hätte herausholen können. Und genau das ist auch möglich. Das Schweizer Bildungssystem ermöglicht es jedem, der einmal eine Lehre abgeschlossen hat, die Karriereleiter doch noch weiter aufzusteigen und den Schritt an eine Höhere Fachschule oder sogar an eine Fachhochschule zu wagen. Natürlich gelingt das ganze nur mit genügend Willen und Ehrgeiz, ein Zuckerschlecken wird es nicht. Auf dich warten nämlich Zulassungsprüfungen, die Passerelle und noch viele weitere Formen von Aufnahmeprüfungen.

Der Unterschied zwischen der Höheren Fachschule (HF) und der Fachhochschule (FH)

Man kann sagen, durch das Schweizer Bildungssystem geht’s in drei Stufen. Auf erster Stufe absolviert man das Gymnasium, die Berufsmatura oder, so wie du, eine Berufslehre. In diesem Sinne: Gratuliere! Die erste Stufe hast du schon erreicht. Dann ist es in einem zweiten Schritt, nämlich in der Tertiärstufe, wichtig, den Unterschied zwischen der Höheren Fachschule (HF), der Fachhochschule (FH) und der Universität in der Schweiz zu verstehen. Der grosse Unterschied besteht bei den Zulassungsbedingungen. Denn nicht alle Institutionen sind prüfungsfrei zugänglich. Für eine Höhere Fachschule reicht grundsätzlich ein eidgenössischer Lehrabschluss (EFZ). Eine gymnasiale Matura, eine Berufsmatura und eine Aufnahmeprüfung sind also nicht nötig. Die Fachhochschule ist nicht ganz prüfungsfrei und setzt je nach Aufnahmeverfahren im Normalfall eine Berufsmaturität oder eine gymnasiale Matura bzw. ein Maturitätszeugnis nebst der Berufslehre voraus. Für die Zulassungen finden oftmals Aufnahmeverfahren oder eine mündliche oder schriftliche Aufnahmeprüfung statt. Ausserdem absolviert man an der FH einen akademischen Bachelorstudiengang, an der HF wird man am Schluss des Studiums mit einem Diplom ausgezeichnet. Bei Höheren Fachschulen stehen zudem sehr anwendungsorientierte Aufgabengebiete und Tätigkeiten im Vordergrund. An Fachhochschulen setzt man sich im Rahmen der Aus- oder Weiterbildung auch mit Forschung und Theorie auseinander. Selbst künftige Studierende der Universitäten können trotz gymnasialer Matura nicht immer prüfungsfrei ein Studium antreten. Die Institutionen können eine Zusatzprüfung verlangen. So musst du beispielsweise den Numerus Clausus – eine Zusatzprüfung – vor Antritt des Medizinstudiums absolvieren. Egal für welche Fakultät man sich entscheidet, ein Studium lohnt sich immer, auch wenn der Weg nicht ganz prüfungsfrei zugänglich ist. Die dritte Stufe wären dann übrigens diverse Weiterbildungen und Ausbildungen nach deinem Studium.

Hier erhältst du nochmals alle wichtigen Infos zur Höheren Fachschule!

Diese Möglichkeiten hast du ohne Matura


Das Bildungssystem einfach erklärt
In unserer interaktiven Infografik siehst du das Bildungssystem Schweiz auf einen Blick und kannst mit wenigen Klicks deine Karriere-Möglichkeiten checken!


MEHR DAZU

Der direkteste Weg, um prüfungsfrei zu studieren in deiner Situation, also nach der eidgenössischen Berufslehre, ohne Matura, Maturitätszeugnis oder Berufsmatura, ist der Gang an eine Höhere Fachschule (HF). Oftmals ist die Bedingung für die Zulassung nicht eine Aufnahmeprüfung, sondern einige Jahre Berufserfahrung im entsprechenden Gebiet und ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis, also eine absolvierte Berufslehre.  Es ist also am besten, wenn du dir ein Studium auswählst, welches im Bereich deines aktuellen Berufsfeldes ist, je nach deinen Fähigkeiten. Wenn du beispielsweise eine KV-Lehre (EFZ, Fähigkeitszeugnis) oder gleichwertiges absolviert hast, könnte die Wirtschaftsschule Schweiz (HSO) eine Option für dich sein, wenn du dich für Pflege, Gartenbau oder Technik interessierst, dann solltest du dir die Angebote der HF Bern einmal anschauen. Die Zulassungsbedingungen, Prüfungstermine und Aufnahmeverfahren variieren je nach Ausbildungsstätte und Anbieter. Eine Ausbildung an einer Höheren Fachschule (HF) dauert je nach Institution und Bildungsgang zwischen zwei und vier Jahre. Die Bildungsgänge können berufsbegleitend oder Vollzeit abgeschlossen werden. Übrigens: Je nach Ausbildungsstätte kann man die Studiengänge auch in einem Fernstudium absolvieren (z.B. an Fernuniversitäten oder Fernfachhochschulen). Sprechen dich aber Fachhochschulen und Universitäten mehr an, kannst du nach der Berufslehre die Berufsmaturität absolvieren und somit einen Bachelor anstreben. 

Studieren ohne Matura: Möglich ja, aber wie viel kostet ein Abschluss an einer Höheren Fachschule?  

Ein Bildungsgang kostet je nach Ausbildungsbereich zwischen 10’000-50’000 Franken. Zusätzlich fallen noch weitere Kosten für Unterrichtsmaterial an. Ebenfalls können Kosten für Vorbereitungskurse anfallen, falls ein Bildegang nicht prüfungsfrei ist. Es ist also gut, wenn du dir im Voraus einen gewissen Betrag zur Seite legst. Es kann auch eine sinnvolle Idee sein, dass du den Start deines Studiums noch etwas nach hinten verlegst und noch etwas Geld ansparst bis du dich einschreibst, um dann ohne finanzielle Sorgen die Semester absolvieren zu können.

Welches Studium passt zu mir?

Wo liegen deine fachlichen Stärken? Was interessiert dich am meisten und welches Studium kann ich prüfungsfrei antreten? Dies sind drei essenzielle  Fragen bei der Suche nach dem perfekten Studiengang. Stelle mit Hilfe deiner beiden individuellen Antworten dazu deine Präferenz fest. So wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Studium finden, das du auch durchziehst. Fachgebiete, die einen faszinieren, regen zu grösserem Einsatz an und resultieren somit meist in besseren Leistungen. Und kaum etwas motiviert mehr als Erfolg. Zudem können dir auch Erfahrungsberichte von aktuellen Studierenden bei deiner Wahl helfen. Auch wenn du einen Studiengang findest an einer Hochschule oder Universität (z.B. Fernuniversität), also ein Bachelor bzw. Bachelorstudiengang, der dir zusagt, gibt es bestimmt auch ein ähnliches Angebot einer Höheren Fachschule. Start today und hol dir den Abschluss – du packst das!


Fotos: unsplash